
Das dritte Abenteuer von Nintendos größten Angsthasen
Für Gamer eine Freude, für Luigi eher nicht, dass er sich ein drittes Mal auf die Suche nach seinen verschollenen Bruder Super Mario begeben muss. 2002 feierte Luigi, der ängstlichere der beiden Klempner-Brüder, mit Luigis Mansion auf dem Gamecube sein erstes eigenes Spiel und schaffte es sich, mit Taschenlampe und Staubsauger bewaffnet, in die Herzen der Gamer zu stehlen. Über 10 Jahre später folgte 2013 die Fortsetzung Luigis Mansion 2 und im vergangenen Jahr ein Remake des Originals auf dem Nintendo 3DS, um die ursprüngliche Handlung noch einmal aufzuwärmen. Mit dem Erscheinen der neuen Nintendo-Konsole ereilte Gamer zudem die erfreuliche Nachricht, dass Luigi die Geisterjagd auf der Nintendo Switch fortsetzen wird – noch dazu passend ab 31. Oktober, zu Halloween!
Luigis drittes Grusel-Abenteuer – ein Meisterwerk!
Wie ein Wink des Schicksal, erscheint es, als Mario, Luigi und Prinzessin Peach bei einem Gewinnspiel ein Erholungswochenende im luxuriösen Hui-Hotel ergattern! Mit gefüllten Koffern und den Toads im Schlepptau verreist die fröhliche Truppe zu dem abgelegenen, mehrstöckigen Hotel in den Bergen und wird dort vom freundlichen Personal und sogar der Hotelbesitzerin Sarah Schreck in Empfang genommen. Die Freude ist so groß, dass es für die Bösewicht-Experten Mario und Luigi, trotz zahlreicher, waghalsiger Abenteuer, gar nicht in Frage kommt, das in Masken gehüllte Empfangskomitee zu hinterfragen. Die Euphorie währt jedoch nur kurz, da bereits beim ersten, nächtlichen Klobesuch dem grün bemützten Klempnerbruder die Kinnlade herunterfällt; das luxuriöse Hotel hat sich nämlich in ein dunkles Geisterhotel verwandelt. Die gruselige Hotelbesitzerin hat zudem nicht nur die lokalen Geister zu dem Schreck-Event eingeladen, sondern auch sämtliche Geister befreit, die Luigi in seinen früheren Abenteuern gefangen hat. So wird aus dem entspannenden Wellness-Wochenende der bitterer Versuch die restliche Besatzung des Pilzkönigreichs aus den Klauen Sarah Schrecks zu befreien.

Da Nintendo im Gegensatz zu den beiden Vorgängern nun ein mehrstöckiges Luxushotel als Schauplatz zur Verfügung stehen hat, wird jedem Stockwerk ein eigenes Setting gewidmet. So darf man sich auf die kreativen Ergüsse der Nintendo-Designer gefasst machen und von ägyptischen Katakomben bis hin zur Zauberwelt alle möglichen ausgefallenen Levels erwarten. Man merkt den Rätseln stark an, dass den Entwicklern beim Entwerfen der einzelnen Areale keine Grenzen gesetzt waren, da jeder Stock für sich betrachtet sehr unikat designt wurde. So freut man sich bereits beim Öffnen der Aufzugstüre auf die bevorstehende Etage. Auf den ersten paar Stockwerken sind die Knobeleinlagen noch ganz simpel, werden aber im späteren Spielverlauf richtig knifflig und sorgen mitunter auch dafür, dass Luigi gelegentlich das Zeitliche segnet (oder zumindest wird er vergiftet oder von einer Stacheldecke zerquetscht und dann von den kichernden Geistern in einem Bild gefangen). Nach dem Absolvieren eines Stockwerks ist dieses aber noch längst nicht zur Gänze fertig erforscht. Gut versteckte Juwele und kichernde Buu Huus laden in späterer Folge zu einem erneuten Besuch ein und bieten zudem zusätzliche Geister-Kämpfen an, die kniffliger sind als beim ersten Durchgang. Etwas enttäuschend ist allerdings, dass man bis zum Ende keinen eindeutigen Hinweis auf die „seltenen Geistern“ erhält – wie man diese Fangen beziehungsweise deren Erscheinen triggern kann.
Gameplay
Glücklicherweise muss Luigi das Abenteuer nicht ganz auf eigene Faust bestreiten, immerhin gesellt sich bereits in den ersten paar Spielminuten Professor Immanuel Gidd zu dem schusseligen Klempner. Dieser baut nicht nur sein Forscherquartier in der Garage des Hui-Hotels auf, sondern unterstützt Luigi durch die Bereitstellung von Items wie dem Schreckweg FL-U und des Virtual Boos. Letzteres ist ein Kommunikator zwischen den beiden Widerstandskämpfern im Geisterhaus, wogegen Ersteres der neuen Staubsauger ist, mit dessen Hilfe Luigi auf Geisterjagd geht. Somit fokussieren sich die oberen Schultertasten der Konsole auf die Verwendung des Stroboblitzes, um die Geister zu erschrecken, und die Düsterlampe, zum Enthüllen versteckter Objekte, und die unteren beiden zum Einsaugen und Ausblasen von Luft beziehungsweise um Geister zu fangen. Geister müssen nämlich zuerst mit dem Licht erschreckt werden, ehe man mit dem Staubsauger die über ihnen eingeblendete Lebensenergie dezimieren kann. Schafft man es, den Analogstick lange genug entgegen der Richtung zu halten, in die der Geist entkommen möchte, wird über Luigi der A-Knopf eingeblendet und man kann mit einem Mal einen vernichtenden Schwenk ausführen und andere Geister sowie die Umgebung in Mitleidenschaft ziehen. Das ist nicht nur sehr effizient, sondern sieht auch sehr lustig aus, da die Poltergeister Luigi mit überraschten Fratzen entsetzt entgegenblicken. Als weiteres Werkzeug dient eine Saugglocke, die an bestimmte Oberflächen haften bleibt und man somit versteckte Türen öffnen oder schwere Gegenstände ziehen kann.

Ein neu hinzugekommenes Highlight ist jedoch Fluigi. Dieser glibberige Geselle wird in Luigis Staubsaugertank gelagert und kann durch einen Druck auf den rechten Analogstick aktiviert werden. Im Gegensatz zu seinem Alter Ego kann Fluigi durch Rohrleitungen flitzen, Gitterstäbe problemlos a la Terminator T-1000 durchkreuzen und ist kein bisschen schreckhaft Geistern gegenüber, dafür aber allergisch was den Kontakt zu Wasser angeht. Luigis Mansion 3 besitzt somit eigentlich nur wenige Gameplay-Elemente zum Bewältigen der einzelnen Rätsel, dennoch sind diese so hervorragend auf die einzelnen Levels abgestimmt, dass man immer wieder gefordert und auf die Probe gestellt wird. So gesehen wird das Einsammeln von Geld, welches zum Erwerben von Wiederbelebungsartikeln und Hinweisen wo sich Diamanten und Buu Huus verstecken könnten verwendet wird, zu einer recht nebensächlichen Tätigkeit und das obwohl es ein zentrales Element in dem Spiel darstellt. Nahezu jedes Objekt in den Räumen lässt sich einsaugen und beinahe überall kommen Münzen, Goldbarren, Perlen und Geldscheine zum Vorschein – es wird einem also mehr oder weniger vermittelt, das Geld eine wichtige Rolle in dem Spiel spielt. Da ist es doch recht enttäuschend, dass man im Shop lediglich drei Items erwerben kann.
Multiplayer
Mit der Einbindung von Fluigi bietet Luigis Mansion 3 von Grund auf die Möglichkeit die gesamte Story zu zweit auf nur einer Konsole zu bewältigen. Das ist zwar nicht notwendig aber an manchen Stellen ganz praktisch, immerhin fegt man dann im Schlepptau zu zweit durch die mit unzähligen, kleinen Objekten versehenen Räumlichkeiten und richtet dort gehöriges Chaos an. Vereinzelte, nicht Story-relevante Aktionen lassen sich zudem ausschließlich mit zwei Spielern bewältigen (wie zum Beispiel das gleichzeitige Zusammenschlagen von zwei Musikinstrumenten).

Luigis Mansion 2 besaß einen ausgesprochen soliden Mehrspielermodus, in dem bis zu vier Spieler gleichzeitig auf Geisterjagd gehen konnten, in der Fortsetzung wurde dies wieder um ein gutes Stück gesteigert. Im Wirrwarrturm schließt man sich entweder lokal oder über das Internet auf bis zu vier Nintendo Switch-Konsolen mit bis zu acht Spielern (Luigi & Fluigi auf einer Konsole) zusammen und geht so unter Zeitdruck entweder auf Geister- oder Geldjagd. Ziel ist es auf entweder fünf oder zehn Etagen möglichst viele Räumlichkeiten zu durchforsten und nach Ablauf der Zeit die meisten Punkte zu sammeln. Lustige Items wie der Düster-Sonnenbrille, mit der man verhüllte Gegenstände automatisch erkennt, oder ein spezieller Staubsauger, mit dem man Geister sofort einsaugt, gestalten den Spielablauf noch komischer als er ohnehin schon ist.

Einen leichteren bis mittelschweren Einstieg für Casualgaming-Parties besitzen die Minispiele des Polterparks. Diese bereichern den Mehrspielermodus mit drei Minispielen, welche mit bis zu acht Spielern bestritten werden können. Der Einfachste, Pool-Münzjagd, wirft den Spieler wortwörtlich mit Schwimmreifen in einen Pool und lässt diesen nach Münzen rudern. Es gilt dabei Bomben und den gegnerischen Spielern auszuweichen, da bei einem Rauswurf sämtliche der gesammelten Münzen im Pool landen. Geisterjagd ist, wie der Name bereits vermuten lässt, eine Jagd nach drei Geistertypen auf einem Friedhof. Da die Steuerung aus dem Hauptspiel die Grundlage für das Minispiel darstellt, werden höchstens Zocker oder Kenner der Story in dessen Genuss kommen. Kanonade nennt sich der kniffligste Spielmodus, in dem man Geistern zuerst Stahlkugeln abknöpfen muss, ehe man diese anschließend mit Kanonen auf Ziele feuern kann.
Grafik
Nintendo überschüttet Luigis Mansion 3 mit dem gewohnten Charme der bekannt gewordenen Charaktere, lässt aber nie das eigentliche Gruselsetting des Titels aus den Augen. Das macht den mittlerweile dritten Ableger zu einem der sympathischsten, kinderfreundlichen Gruselspiele, welches nicht nur Rätsel-technisch sondern auch vom Design her betrachtet auf voller Linie überzeugen kann. Dabei jonglieren die Designer auf den insgesamt 17 Stockwerken mit unterschiedlichen Settings und geizen beim Leveldesign nicht mit der Liebe zum Detail. So saugt man mit dem Schreckweg FL-U nicht nur Geister und Geld in den Speicher auf Luigis Rücken, sondern auch Vorhänge, Kleidungsstücke und Tapeten aber selbst ausgefallene Gegenstände wie Popcorntüten, Obst und Gemüse sowie die Kugeln eines Kaugummi-Automaten. An einer Stelle des Spiels greift man sogar auf die Hilfe einer Motorsäge zurück und schneidet sämtliche Einrichtungsgegenstände in mehrere Stücke oder nutzt gelegentlich die geballte Kraft des Supersaugers, um den Inhalt eines gesamten Raumes in Stücke zu reißen – das sind nur einige Momente, in denen der Nintendo Switch-Titel den Spieler sprachlos lässt.

Ebenso bemerkenswert ist die Verwendung von Sand als Spielelement für die Bewältigung vereinzelter Rätsel und Bosskämpfe – zwei der vielen Stärken des Spiels. Pro Stockwerk gibt es nämlich einen größeren Kampf gegen einen kniffligen Endgegner, auf den man sich im Grunde genommen das gesamte Stockwerk über vorbereitet. Bis dahin prügelt man sich mit einer Vielzahl kleinerer Geister herum und muss bewährte Techniken anwenden, um ihnen Sonnenbrillen oder ähnliche Schutzgegenstände vom Kopf zu reißen. Angesichts der Tatsache, dass die Levels und Rätsel wirklich gut überlegt in das Spiel integriert wurden und man mit rasantem Spieltempo gute 25 Stunden zum oberflächlichen Bewältigen der Story benötigt, wundert man sich an zwei Stellen im Spiel, wieso man den Storyverlauf durch Hetzjagden über mehrere Stockwerke unnötig in die Länge ziehen musste. Diese, teils kreativen, teils nervigen Lückenfüller wären gar nicht notwendig gewesen, immerhin gestaltet sich Luigis Mansion 3 auch so schon ausgesprochen imposant.
Sound
Eine Vielzahl unterschiedlicher Stockwerke, geht selbst erklärend Hand in Hand mit einem großen Soundtrack-Spektrum. Deshalb weicht die ursprüngliche Hauptmelodie – eine bedauernswerte Tatsache – den originellen Stockwerk-Soundtracks. Man merkt den Komponisten dabei an, dass sie sich auf die Stimmung der einzelnen Etagen eingelassen und dementsprechend verspielt-gruselige Soundtracks entworfen haben. Parallel dazu findet man immer noch unterschiedliche Variationen der klassischen Hauptmelodie in das Spiel eingebettet – eher als Easter Eggs zu interpretieren.
Luigis Mansion 3 wurde darüber hinaus mit ausgesprochen langen Filmsequenzen ausgestattet, wobei diese allesamt mit den fiktiven Sprachausgaben synchronisiert wurden. Man kann dem lustig-quirligen Gebrabbel der Nintendo-Charaktere somit des Öfteren lauschen, die Highlights sind aber immer noch die Gestiken und Mimiken von Luigi, wenn er wieder einmal starr vor Schreck ist. Der ängstliche Klempnerbruder ruft auch wieder auf Knopfdruck nach seinem Bruder und hört sich auch lustig an, wenn er nach dem Aufwirbeln von Staub oftmals niest oder mit einem Wasserstrahl im Gesicht nach Luft röchelt.
Abschließende Worte
Luigis Mansion 3 ist ein umfangreiches Abenteuer-Paket für Rätsel-Fans mit Faible für schräge Nintendo-Ikonen und sieht vom Anfang bis zum Ende einfach nur grandios aus! Das Nintendo Switch-Spiel bietet sowohl Kindern als auch Erwachsenen ausreichend Unterhaltung und schafft es zudem die gesamte Story in einen simplen kooperativen Spielmodus für zwei Spieler zu verpacken. Abseits der umfangreichen Kampagne, mit hohen Wiederspiel-Faktor, bietet das Spiel mit seinem ausgeklügelten Mehrspielermodus einen triftigen Grund, um auch auf bei diversen Spieleabenden zum Einsatz zu kommen.

– Liebevoll designte Levels
– Jede Etage besitzt eigenes Setting
– Fast ganze Story im Coop-Modus spielbar
– Gut überlegte Multiplayer-Komponenten
– Jedes Level hat einen eigenen Soundtrack
– Hoher Wiederspielwert jedes Stockwerks!
– Zwei Lückenfüller-Events in der Story
– Lediglich drei Shop-Items zur Auswahl