
Nostalgie-Fieber auf der Nintendo Switch
Ich war ungefähr 14 Jahre alt, als ich damals mit The Legend of Zelda: Links Awakening DX auf dem Game Boy Colour meinen ersten Ableger der Reihe gespielt habe. Es war für mich nicht nur eines der ersten Videospiel-Erfahrungen, sondern auch eines der prägendsten Games im Jugendalter. Dementsprechend erfreut war ich auch über die Ankündigung des Remakes und überrascht beim Erblicken der ersten Spielszenen. Als Fan der Retro-Gameboy-Grafik konnte ich mich mit Links neuen Knuddel-Look bislang eher weniger anfreunden, daher bleibt abzuwarten, inwiefern mich die restlichen Inhalte der Nintendo Switch-Version begeistern können.
Wach auf Link und sing mir das Lied vom Windfisch!
Neben all seinen Abenteuern, in denen der junge Recke Link die entführte Prinzessin Zelda und die Welt vor dem sicheren Untergang retten musste, verschlägt es den Elfenjungen eines Tages auf das offene Meer, wo dieser von einem gewaltigen Unwetter überrascht wird. Ein gesalzener Blitzschlag genügt, um das Schiff in seine Einzelteile zu zerlegen und den Mützenträger schiffbrüchig werden zu lassen. Link erwacht auf dem Sandstrand der Insel Cocolint und erfährt auf eine recht unsanfte Art und Weise, dass er diese lediglich verlassen kann, wenn er die acht Instrumente der Insel findet und den sagenumwobenen Windfisch aus seinem Nickerchen weckt. Das erweist sich allerdings schwieriger als erwartet, da sämtliche Monster Link an seinem Vorhaben, das Fabelwesen aus seinem Schlaf zu wecken, hindern wollen. Den Grund dafür, muss der grün bemützte Spross auf die harte Tour in Erfahrung bringen.

Auch ganz ohne Prinzessin Zelda und Bösewicht Ganondorf erweist sich Links abermaliges Abenteuer auf einer portablen Konsole als hervorragende Geschichte, die auch in ihrer überarbeiteten Version aufs Vollste begeistern kann. Dank der nahezu nahtlosen Umsetzung des Originals mit kleinen Improvisationen, ist The Legend of Zelda: Link’s Awakening ein hervorragendes Abenteuer für unterwegs und um jüngeren Generationen diese der Perle der Videospiel-Geschichte näher zu bringen. Link sammelt dabei im Laufe der Geschichte zahlreiche neue Werkzeuge, deren Bedienung er in den Verließen lernt und anschließend auch in der großen Spielwelt anwenden muss, um sich den Gefahren zu stellen und alle Schätze zu bergen. Abseits der Rätsel in den Dungeons kann der Elfenjunge auch anderen Tätigkeiten nachgehen, immerhin warten diverse Bewohner der Insel Cocolint darauf ihre verloren gegangenen Gegenstände wieder zu finden. Das Nintendo Switch-Spiel besitzt dabei genügend Inhalte, um Nostalgikern eine angenehme Auffrischung der eingerosteten Game Boy Colour-Erinnerungen zu bieten und gleichzeitig vereinzelte, neue Gameplay-Elemente, wodurch sich einen Erwerb des Remakes definitiv lohnt.
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Traurigerweise haben es nicht alle Elemente des Originals beziehungsweise des DX-Remakes in die Nintendo Switch-Version des Spiels geschafft. Somit ist der Maus-Fotograf, der im Original gelegentlich auftaucht, um lustige Bilder von Link zu schießen, nicht Teil vom überarbeiteten Ableger.
Gameplay
Mit nichts als einem Schild bewaffnet, macht sich der vermeintliche Held der Zeit auf die Reise, die Geheimnisse der Insel Cocolint zu lüften und findet laufend neue Items, die ihm das Leben auf dem „Ei-Land“ erleichtern. In den Dungeons gilt es kleine Schlüssel, einen Kompass, den Eulenschnabel und Boss-Schlüssel zu finden, ehe man den Endgegner bezwingen und ein Instrument einsammeln kann. Es ist dabei grundsätzlich eine gameplaytechnische Erleichterung, dass die Bedienung des Schilds auf die rechte und die der Pegasus-Stiefel auf die linke Schultertaste gelegt wurde, da man mit dem A-Knopf mit der Umgebung interagiert und der B-Knopf für das Schwert reserviert ist. So stehen, dem Original nahezu komplett treu bleibend, zwei Knöpfe für den Einsatz der restlichen Items zur Verfügung, welche man jederzeit im Pausenmenü ändern kann. Das Speichern wurde vereinfacht und ist nun über eine einfache Menü-Option verfügbar und nicht erst nach dem Eingeben einer Finger verrenkenden Tastenkombination. Damit Gamer auch nach längeren Pausen das Spielgeschehen nahtlos wieder aufnehmen können, besitzt das Spiel zudem eine „Erinnerung“-Unteroption, in der sämtliche geführte Konversationen mit NPCs aufgelistet sind.

An dieser Stelle sind auch gefundene Herzteile, Zaubermuscheln und Kammersteine (auf die, weiter unten in diesem Bericht, näher eingegangen wird) in einer Minimap vermerkt. Die Karte wurde ebenfalls überarbeitet, sodass man in diese hineinzoomen kann und wichtige Gebäudestrukturen benannt werden. Bei Bedarf ist es auch möglich Pins zu setzen, um spezielle Ziele genauer hervor zu heben. Eine komplette Neuheit ist die Einbindung von Figuren, die über das Geschäft des Kemenaten-Betreibers (das Kran-Spiel) erspielt und in den Häusern der Dorfbewohner vom Mövendorf ausgestellt werden können. Es bereichert den Spielverlauf dabei kein bisschen mehr, es ist aber dennoch ganz lustig die lieb gewonnenen Nintendo-Charaktere auf dem virtuellen Tresen zu sehen.
Multiplayer
Ein weiterer Neuzugang ist die Hütte für den Leveleditor, welcher von Boris, dem Serien-bekannten Totengräber „betrieben“ wird und seine Pforten ab der Bewältigung der ersten Dungeons eröffnet. Im Grund genommen erhält man durch das Absolvieren der Verließe sämtliche Leveldesigns in Form von Kammersteinen. Diese Steine lassen sich anschließend, abhängig von der Positionierung der Ein- und Ausgänge, verbinden, sodass man mehr oder weniger eigenständig Verliese designen kann. Die Vielfalt der Kreationen wächst dabei mit der Menge der besuchten Verließe, wobei man über den Einsatz von unterschiedlichen The Legend of Zelda-amiibo-Figuren auch spezielle Kammersteine freischalten kann.

Natürlich gibt es ausführliche Tutorials zum Erstellen der Levels, man muss sich aber auch mit dem Entwerfen neuer Dungeons auseinandersetzen, um fordernde Exemplare aus dem Hut zaubern zu können. Ist ein Verließ fertig, muss es lediglich noch einmal selbst absolviert werden, ehe es für andere Spieler freigegeben wird. Anschließend kann dieses via amiibo-Figur mit anderen Spielern getauscht werden. Als zusätzlicher Ansporn, steht bei jedem selbst erstellten Verließ auch eine Rekord-Tabelle dabei, in der die zum Bewältigen benötigte Zeit unterschiedlicher Spieler aufgelistet steht.
Grafik
Mit dem Knuddellook, welcher wie eine Paarung zwischen der Animal Crossing-Grafik und dem Stil eines Plastilinfilms erscheint, sticht The Legend of Zelda: Link’s Awakening zweifellos aus der Reihe bisheriger Ableger hervor. Sämtliche Areale wurden an die neue Optik angepasst, diese sind – bis auf ein, zwei kleinere Neuerungen – nichtsdestotrotz dem Original nachempfunden worden. Die einzelnen Bereiche sind statt den Kacheln, die durch einen Screenwechsel aneinander gehängt wurden, nun in einem großen Stück verfügbar. Lediglich die Dungeons greifen noch auf die klassischen Übergänge zurück, damit sie für die Einbindung der Kammersteine verwendet werden können. Etwas sonderbar ist, warum die Weitsicht durch einen verschwommenen Bildschirm-Rand gekennzeichnet ist.

Das Spiel ist zweifellos ausgesprochen niedlich designt worden. Das fällt einem bereits bei Links zuckersüßen Bewegungen am Strand auf, welche winzige Fußstapfen im Sand hinterlassen und macht sich auch durch die detaillierten Mini-Zimmer der Dorfbewohner bemerkbar. Es ist dabei ein bisschen schade, dass man nur sehr marginal mit der Umgebung interagieren kann – die Möglichkeiten beschränken sich in diesem Fall ausschließlich auf das Ausstellen von Figuren, die zuvor beim Krankspiel gewonnen wurden.
Sound
The Legend of Zelda: Link’s Awakening besaß bereits auf dem Game Boy Color einen beeindruckenden Soundtrack, welcher nicht nur für die damalige Zeit ausgesprochen stimmig war, sondern bis zum heutigen Tag zu einem der Besten seiner Art zählt. Mit der Portierung auf die Nintendo Switch weicht der harte 8Bit-Soundtrack den sanften Orchestra-Tönen. Diese instrumentale Musik fügt sich hervorragend mit der zuckersüßen Optik zusammen und hebt dennoch das Abenteuerliche und manchmal das Bedrohliche aus dem Spiel hervor. An dieser Stelle stechen die Pfeifmelodien markant hervor, ebenso wie Links Aufschrei, wenn er beim Betreten von zu tiefem Wasser das Zeitliche segnet. Traurig ist lediglich die Tatsache, dass die dramatische Musik von Links Kampf auf hoher See, welcher zu Beginn des Spiels zu sehen ist, keine keine Umsetzung in die Moderne erhalten hat.
Abschließende Worte
Man kann natürlich behaupten, dass das Remake von The Legend of Zelda: Link’s Awakening lediglich eine überarbeitete Neuauflage eines Klassikers ist, das Nintendo Switch-Spiel ist aber weit mehr als ein solches. Mit einer originellen Geschichte, vielseitigem Gameplay und einer zeitgemäßen Grafik verbreitet es gekonnt ein Gefühl der Nostalgie und weiß auf seine eigene Art und Weise erneut zu verzaubern. Auch wenn mir der Knuddellook persönlich nicht gefällt, weiß er durchaus mit einer gewissen Liebe zum Detail zu verzaubern und selbst der Soundtrack des Originals besitzt in der Neuauflage seine charmanten Seiten. Angesichts der erfolgreichen Umsetzung bleibt lediglich zu hoffen, dass Nintendo auch die Umsetzung weiterer Klassiker wie The Legend of Zelda: Oracle of Ages und The Legend of Zelda: Oracle of Seasons in Erwägung zieht und mit einer vergleichbaren Qualität auf den Markt bringt.

– Grandiose Klassiker-Aufbereitung
– Levels designen mit Kammersteinen
– Niedlich designte Mini-Häuser…
– Abenteuer mit komplett neuer Grafik
– Für Switch optimiertes Gameplay
– Verbesserte Menüführung
– Orchestra-Soundtrack statt 8Bit-Melodien
– Vereinzelte Gameplay-Elemente entfernt
– Intro-Soundtrack weggelassen
– … mit kaum interagierbarem Innenleben
– Sonderbares Blurring am Bildschirmrand