
Alles Gute kommt zusammen und formt Astral Chain!
Viele große Namen kamen zusammen, als man über die Entwicklungsarbeiten von dem eigentlich recht unbekannten Actiontitel Astral Chain für Nintendo Switch sprach. Beispielsweise entstand der neuwertige Titel bei dem Entwickler Platinum Games, dem Studio, welches bereits für erfolgreiche Blockbuster wie Bayonetta oder Vanquish verantwortlich war. An der Entwicklung beteiligt waren auch Hideki Kamiya, der seinen Namen bereits durch Arbeiten an Titeln wie Devil May Cry, Resident Evil 2 oder Bayonetta in den Vordergrund rücken konnte. Zuletzt war er als Game Director des Xbox One-exklusiven Actiontitels Scalebound tätig, das Projekt wurde allerdings trotz der vielversprechenden, ersten Videos von Microsoft unerwartet eingestampft. Masakazu Katsura, seines Zeichens Manga Artist und bekannt geworden für Mangas wie Zetman, Shadow Lady und Wing-Man war ebenfalls Teil der Entwicklung, genau so wie Takahisa Taura, der zuletzt als Lead Game Designer für Nier: Automata mit einem originellen Charakterdesign für Aufsehen sorgte.
Viele kreative Köpfe kamen somit zusammen, um gemeinsam auf der Nintendo-Konsole an einem Titel zu basteln, der dem Erfolg von Actionkrachern wie Vanquish oder Bayonetta folgen soll.
Der außerirdische Beschützer an der Hundeleine
Einmal mehr befindet sich die Erde unter Belagerung interdimensionaler Streitkräfte – diesmal sind die Aggressoren Wesen namens Chimären, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Menschen über Portale heimzusuchen, anzufgreifen und im schlimmsten Fall sogar zu entführen. Die Menschheit steht kurz vor der Annihilation, als eine Gruppe genialer Forscher der Neuron Spezialeinheit die Verwendung spezieller Astralketten entwickelt. Mit Hilfer dieser Hightech-Ausrüstung werden die unsichtbaren Kreaturen zu handzahmen Schoßhündchen, die auf Angriffe ihresgleichen dressiert werden können. Man schlüpft dabei in die Rolle des jungen Greenhorns, beziehungsweise Sprössling des erfahrenen Polizei-Offiziers Max, und kann sich bereits in den ersten Missionen im Umgang mit den Legionen, so werden die dressierten Chimären genannt, hervorragend behaupten. Im Rahmen einer Verfolgungsjagd wird das gesamte Polizeikommando von den gegnerischen Truppen zerpflückt – lediglich der Protagonist ist dazu in der Lage seinen Legion erfolgreich zu bändigen. Es entsteht ein über mehrere Kapitel erstreckendes Katz & Maus-Spiel, um die verloren gegangenen Legionen zurück zu erobern und das Mysterium hinter dem Chimären-Ursprung aufzudecken.

Bereits beim Starten des Spiels wird einem ganz klar deutlich gemacht, mit welchen Kalibern die Entwickler auffahren, um das Beste aus der Nintendo Switch herauszuholen. Im Rahmen einer Verfolgungsjagd werden die Namen der Entwickler eingeblendet, während nebenbei die Gegner beim Motorradfahren abgeschlachtet werden. Der Übergang zum Polizeirevier, dem allgemeinen Hub in dem Spiel ist fließend und herrlich angenehm eingeleitet. Hier befindet man sich zwischen den einzelnen Missionen, spricht mit Kollegen, absolviert kleinere Sidequests, individualisiert das eigene Aussehen und das der fünf Legions, hat aber auch die Möglichkeit seine Fähigkeiten in einem Trainingskampf unter Beweis zu stellen. Wirklich interessant wird das Spiel allerdings sobald man eine Mission startet und den Rest der noch verbliebenen Welt zu sehen bekommt. Mal werden halbwegs belebte Großstädte, Einkaufszentren und Geisterstädte besucht, um dort mysteriöse Geschehnisse aufzuklären, die allesamt mit der Anwesenheit der Chimären zusammenhängen und Mal Zonen fremder Dimensionen erkundet, um dort entführte Menschen zu retten, losgelöste Legionen wieder einzufangen oder zermürbte Drohnen zu retten. Die Story ist dabei in Kapitel unterteilt, wobei man gelegentlich über Portale zwischen der realen Welt und der Parallel-Dimension hin- und herwechselt. Zu sehen gibt es Geisterstädte, Einkaufszentren und die belebten Straßen von Großstädten. Man darf sich dabei nicht vom Anime-Art-Design täuschen lassen, denn die Story besitzt zwar Stilmittel aus dem besagten Genre, ist aber nicht so übertrieben dramaturgisch aufgebaut, wie man dies von den meisten der japanischen Animationsfilme in Erinnerung hat.

Die Geschichte von Astral Chain überrascht dabei in voller Gänze. Trotz dem wiederholenden Wechsel zwischen realer Welt und der verzerrten Dimension schafft das Spiel immer wieder interessante Elemente einzubauen, die den allgemeinen Ablauf abwechslungsreich gestalten. Einmal geht man Detektiv-Arbeiten nach, übt sich anschließend als Helfer der Bevölkerung und prügelt sich zu guter Letzt mit den belagernden Streitkräften. Diskret aber immerhin, verweist einen das Spiel laufend dazu, anderen Menschen zu helfen und die Umwelt zu schützen, indem man beispielsweise für das Aufsammeln von Müll Geld erhält, vergleichsweise aber durch das Überkreuzen der Straße bei einer roten Ampel Geld abgezogen bekommt. Kleine Details wie diese gibt es in dem Spiel zu Hauf, sodass Astral Chain zu einem ordentlichen Blockbuster wird, der sich auch mit den kleinen Feinheiten des Behördenlebens gerne auseinandersetzt.
Gameplay
Das Spiel dreht sich in erster Linie um die zu Beginn ausgewählte männliche oder weibliche Spielfigur und dessen fünf Legionen, die im Laufe des Spiels zum Einsatz gebracht werden. Aus diesem Grund besitzt sowohl der Spieler als auch jeder der fünf einsetzbaren Schoßhündchen individuelle Fähigkeiten-Bäume und spezielle Techniken, die alle durch das Eintauschen von Erfahrungspunkten erlangt werden können. Jedes Kapitel endet mit einer Übersicht sämtlicher absolvierter Missionen, Sidequests und Kämpfe und summiert dabei alle Punkte, die man bei den jeweiligen Schwierigkeitsgraden erlangt hat. Astral Chain ist dabei zweifellos darauf ausgelegt öfters gespielt zu werden und das macht angesichts des vielfältigen Gameplays auch sehr gerne. Platinum Games bietet mit den unikaten Fähigkeiten der Legionen eine sehr kreative Spielwiese, auf der man sich nach Lust und Laune austoben kann. Diese Fähigkeiten werden anschließend nicht nur in den Kämpfen eingesetzt, sondern auch während den Detektiv-Arbeiten der Neuron-Offiziere. Der Pfeil-Legion kann beispielsweise entfernte Ziele treffen, wogegen der Arm-Legion schwere Objekte heben und werfen kann. Der Biest-Legion grabt verborgene Gegenstände aus dem Boden und riecht verloren gegangene Items, wogegen der Schwert-Legion Strom- und Metall-Verbindungen trennen kann.

Sämtliche Arbeiten der Neuron-Offiziere werden dank des IRIS-Scansystems vereinfacht. Mit diesem lassen sich Gegner und NPCs durchleuchten und mehr Informationen über die Umgebung in Erfahrung bringen. Im Verlauf des Abenteuers ertappt man sich immer wieder dabei lieber in der Scan-Sicht durch die Levels zu schreiten, da wesentliche Objekte in der blauen Welt gelb aufleuchten und dem Spieler somit das Fortschreiten erleichtern. Die gesamte Handlung hängt dabei stark mit dem Erkunden der Umgebung zusammen und allen voran dem Verwenden der einzelnen Fähigkeiten in der richtigen Situation. Vereinzelte Gegner lassen sich ausschließlich auf die ein oder andere Weise besiegen, lassen dem Spieler aber eine gute Chance auf die Herangehensweise selbst drauf zu kommen. Man muss dazu sagen, dass die Tutorials ausgesprochen nützlich sind und sehr passend in das Spiel integriert wurden, um den Spieler nicht von Beginn an komplett zu überfordern. Je nach Fortschritt im Fähigkeitenbaum lassen sich im Spielverlauf neue Techniken freischalten, welche die Gefechte mit sehr eindrucksvollen Kampfeinlagen bereichern. Gelegentlich verlangsamt sich das Gemetzel und ein zarter, blauer Strahl macht sich bemerkbar. Drückt man zu diesem Zeitpunkt den Legion-Knopf, erfolgt eine Kampfkombination mit dem Gefechtsgehilfen die je nach Situation variiert. Je besser man mit seinem Legion kooperiert, umso spektakulärer werden die Kämpfe und umso schneller besiegt man seine Gegner. Es bleibt dabei dem Spieler überlassen ob man die Chimären mit den schnellen Schlagstöcken oder einem mächtigen Schwert aus der Nähe bekämpft oder diese doch lieber mit den Pistolen aus der sicheren Distanz attackiert – auf Knopfdruck kann man zwischen den einzelnen Waffen bequem wechseln.

Das Tolle an Astral Chain ist, dass es immer wieder etwas Neues zu bieten hat. Kaum hat man sich mit dem simplen Kampfsystem gut angefreundet, folgt die nächste Fähigkeit, mit der die Gefechte noch bunter gestaltet werden können. Auch der Einsatz dieser speziellen Legion-Fähigkeiten außerhalb der Gefechte ist sehr gern gesehen, weil man sieht, dass sich die Entwickler Gedanken darüber gemacht haben, wie die Neuron-Mitarbeiter die übernatürlichen Wesen in das alltägliche Geschehen einbauen könnten.
Multiplayer
Kein absolutes Muss aber ein netter Zusatz ist die Einbindung des offline Coop-Moduses von Astral Chain. Prinzipiell steuert man hauptsächlich die Spielfigur und der Computer übernimmt die Aktivitäten des Legions. Durch das Drücken der linken, unteren Schultertaste, kann man zusätzlich spezifische Aktionen mit ihnen durchführen – sei es nun diese im Boden graben oder Pfeile verschießen lassen. Der Coop-Modus bezieht sich in erster Linie auf die Gefechte, da der Legion in den ruhigeren Spielminuten an der Astral-Kette des Spielers hängt und diesem auf Schritt und Tritt folgen muss. Dort übernimmt ein Spieler die Kontrolle der Hauptfigur und einer die des Legion. Das sollte aber auf jeden Fall im TV-Modus erfolgen, da der Screen der Switch für zwei Spieler ansonsten zu klein ist, für die geballte Ladung Action.
Grafik
Wenn man sich bei einer Sache zu 100% sicher sein kann, dann das Astral Chain auf der Nintendo Switch einfach nur bombastisch aussieht. Von der ersten Filmsequenz an über die ruhigen Detektiv-Arbeiten bis hin zu den actionlastigen Gefechten – das Spiel rockt die Hybrid-Konsole in jeder Spielminute. Astral Chain strotzt förmlich vor coolen Gadgets, Werbungen und kleinen Details und erfreut den Spieler durch ordentliche Abwechslung auch im Leveldesign. Die Aufenthalte in der Chimären-Dimension hätten dabei ruhig auch optisch etwas abwechslungsreicher und die Plattformer-Spielchen etwas weniger umständlich ausfallen können. Besonders aufgrund Letzterem landet man oftmals ungewollt in der Tiefe des Nichts und verliert dadurch wertvolle Zeit und Leben.

Damit man auch nach mehreren Stunden Spielzeit motiviert ist, die Massen der Chimären zu vernichten, besitzt Astral Chain eine umfangreiche Individualisierungsmöglichkeit was das Aussehen der Charaktere anbelangt. Zu Beginn lediglich mit der Polizisten-Uniform ausgestattet, erweitert sich das Sortiment an Kostümen, Accessoires und Kleidungsstücken – ganz abhängig von den Aktivitäten des Spielers. Vereinzelte Sidequests locken nämlich mit neuen Items als Belohnung, die in der Garderobe der Polizeistation angelegt werden können. Man darf sich dabei nicht von den kompliziert aussehenden Menüs auf den Bildern nicht verunsichern lassen, denn sowohl die Menüführung als auch die Gefechte gehen sehr leicht von der Hand.
Sound
Ein actionlastiges Spiel benötigt natürlich auch einen dementsprechenden Soundtrack. Also darf man sich bei den Gefechten auf eine ordentliche Portion Rock-Musik gefasst machen, welche die Prügelorgien noch einen Tick unterhaltsamer machen. Abseits von der Polizeirevier-Musik besitzt Astral Chain ein sehr breit gefächertes Portfolio an unterschiedlichen Melodien – lediglich das eben Genannte ist immer das Gleiche. Dieses klingt zweifellos stimmig, beim oftmaligen Betreten des Reviers ertappt man sich aber doch nach einiger Zeit dabei, wie Lautstärke verringert wird, weil sich die Musik ständig wiederholt.
Fans der japanischen Animationsfilme dürfen sich über eine englische und japanische Sprachausgabe freuen, die Menüs sind aber in englischer und deutscher, sowie in zahlreichen anderen Sprache aufgeführt.
Abschließende Worte
Platinum Games bringt mit Astral Chain einen gameplaytechnisch sehr ausgereiften und optisch anspruchsvollen Action-Kracher auf die Nintendo Switch. Vielseitige Missionen, actionlastige Gefechte, die bis ins kleinste Detail individualisiert werden können und der hervorragend dazu passender Soundtrack werden die Gamer auf jeden Fall lange Zeit in die SciFi-Welt dieses Spieles ziehen. Man kann guten Gewissens behaupten, dass mit dem Titel ein Vanquish-ähnliches Spiel (und noch wesentlich mehr von der Qualität) endlich auch die Nintendo-Konsole beehrt. Die solide Story ist an der Stelle der Zuckerguss auf der Spitze der Torte!

– Grandiose Grafik
– Netter Coop-Modus
– Actionlastiger Soundtrack
– Umfangreiche Skilltrees
– Abwechslungsreiche Gefechte
– IRIS-Sichtweise der Detektive
– Freies Erkunden belebter Stadtteile
– Plattformer-Gameplay der Chimärenwelt
– Eintöniger Polizeirevier-Soundtrack