Die spanische Zombie-Epidemie kommt nun auf die Konsolen

Nachdem der spanische Entwickler Numantian Games sein Zombie Survival-Strategiespiel Ende 2017 auf Steam veröffentlicht hat, war es nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Spuren auf die Konsolen führen würden. Dieses Unterfangen ist gewagt und zweifellos gern gesehen, immerhin sind Echtzeit-Strategiespiele auf den Konsolen mittlerweile zur Seltenheit geworden. Mutig, wie die spanische Spieleschmiede, darf man sich nun somit Gamepad statt Maus und Tastatur ins Abenteuer stürzten, um den Zombie-Horden Einhalt zu gebieten.

Aus den Trümmern der Apokalypse, keimen Städte der Hoffnung hervor!

Wir leben im 22. Jahrhundert und die Menschheit steht mit einem Bein bereits im sicheren Grab. Grund dafür ist eine sich weltweit ausbreitende Epidemie, welche Menschen in blutrünstige Untote verwandelt und binnen wenigen Sekunden ganze Städte in die Knie zwingt. Der Spieler schlüpft dabei in die Rolle eines Kolonie-Administrators, dessen Aufgabe es ist, kleine Siedlungen außerhalb der schützenden Mauern noch verbliebener Großstädte zu administrieren. Mit den technologischen Mitteln des 19. Jahrhunderts ist dies natürlich ein ausgesprochen kniffliges Unterfangen, immerhin bestehen die meisten Gerätschaften noch aus Holz und die Verwendung von Internet oder Plastik ist ein Wunschgedanke, der gleich nach dem von fließendem Wasser und dem Verlangen, nicht von Zombies gefressen zu werden, kommt. Und besonders die torkelnden Untoten sind sehr darauf erpicht, dem Spieler das Leben schwer zu machen.

They Are Billions besitzt leider, im Gegensatz zu seinem großen Bruder auf dem PC, keine eigenständige Kampagne, daher muss man sich derzeit lediglich mit den zufällig generierten Karten und den wöchentlichen Herausforderungen zufrieden geben. Da der PC-Version erst vor kurzem eine eigene Story spendiert wurde, darf man darauf hoffen, dass dieser bei der PlayStation 4-Version ebenfalls noch via Patch nachgereicht wird. Etwas enttäuschend ist auf jeden Fall, dass sich die Entwickler nicht einmal die Mühe gemacht haben, dem Spiel ein Tutorial-Level hinzuzufügen. Somit verbringt man die ersten Spielstunden damit, sich mühselig durch die Steuerung und die Spielelemente zu büffeln, ehe man von den blutrünstigen Untoten überrannt wird.

Gameplay

Jede Spielrunde in They Are Billions beginnt mit einem Hauptgebäude und einer Handvoll Soldaten. Über das Hauptgebäude wird der Siedlungsbau vorangetrieben, während dem man mit den Truppen, die einzigen direkt selektierbaren Einheiten in dem Spiel, die Umgebung erkundet. Obwohl man sich im 22. Jahrhundert befindet, hausen die Siedler nach wie vor in kleinen Hütten und arbeiten beim örtlichen Sägewerk, im Steinbruch oder als Bauern und Jäger, um die wichtigsten Bauelemente in dem Spiel bereit zu stellen: Holz, Stein, Eisen und Nahrungsmittel. Nebenbei zahlen sie ihre Steuern in Form von Gold, sodass die Basis auch wirtschaftlich gefördert wird. Im Laufe der Zeit gesellen sich Gebäude wie Kasernen, Windmühlen und Farmen hinzu, um die Effizienz der blühenden Gesellschaft zu steigern. Schutzwälle und Wachtürme sorgen zudem für die Sicherheit der friedlichen Bürger. Gelegentlich kommt ein Aufschrei, dass “rund ein Dutzend Zombies im Süden gesichtet wurden”, was den Zeitpunkt kennzeichnet, in dem man sich auf ein Gefecht einstellen sollte. Die vorerst herumtorkelnden Zombie-Gruppierungen verbünden sich laufend zu einem fleischfressenden Kollektiv, das nicht davor zurück schreckt ganze Mauern in den Boden zu stampfen, um zu den letzten, überlebenden Menschen zu gelangen. Wenn bis spätestens zu diesem Punkt nicht ein paar Wachtürme mit ein paar Soldaten besetzt wurden, fegen die Untoten über die Siedlung und bereichern die eigenen Reihen mit den zuvor braven, unbescholtenen Bewohnern.

Wenn man in They Are Billions nicht sämtliche Abläufe in schnellster Reihenfolge abwickelt, gehen die letzten Momente sehr schnell den Bach runter. Zu Beginn des Spiels kann man den Schwierigkeitsgrad und die Menge an Zombies zwar einstellen, die Überlebenschancen hängen aber sehr stark davon ab, wie geschickt man mit der, jedes Mal aufs Neue zusammen gestückelten, Welt umgehen kann. Spielt man mit der Maus und der Tastatur, geht das natürlich sehr schnell und einfach. Mit dem Gamepad gestaltet sich das zwar alles ein wenig komplizierter, nach ein paar Spielrunden gehen die üblichen Kniffe aber recht einfach von der Hand. Mit dem X-Knopf werden Einheiten und das Hauptgebäude ausgewählt. Drückt man hier den Viereck-Button, landet man automatisch in deren Menü und kann spezifische Aktionen auswählen. So hantiert man sich recht schnell durch die einzelnen Optionen und ermöglicht eine flinke Interaktion mit sämtlichen Einheiten. Wird man für einen Moment mit zu vielen Aktivitäten überschüttet, pausiert man das gesamte Spielgeschehen durch einen Druck auf das Touchpad und kann dennoch den Bau von Gebäuden initiieren oder neue Einheiten anfordern. Durch das Rein- und Rauszoomen mit den beiden Schultertasten gelangt man zudem recht schnell von einem Ort auf der Karte zum nächsten.

Je öfter man They Are Billions gespielt hat, desto reibungsloser verlaufen die Spielrunden anschließend. Dann positioniert man Gebäudestrukturen taktischer oder lässt beispielsweise die Einheiten im Level steigen, damit die Veteranen effizienter im Gefecht sind. Trotz des fehlenden Tutorials verinnerlicht man die Steuerung recht schnell und setzt dann das zuvor gelernte in die Tat um. Selbst auf eine Abbildung des Controllers mit einer Erklärung, welche Taste für was verwendet wird, wurde verzichtet. Stattdessen muss man sich durch sämtliche Texte lesen, da einige der Funktionen nur mit kombinierten Tastenklicks vollzogen werden können. Man merkt dem Spiel also laufend stark an, dass es sich bei dem Titel um eine sehr flüchtig portierte Version des PC-Spiels handelt. 

Multiplayer

Einen richtigen Mehrspielermodus besitzt They Are Billions zwar nicht, denn man spielt immer in der Rolle der Menschen und der Computer die Zombies, trotzdem gibt das Spiel einem die Möglichkeit seine Fähigkeiten mit anderen Spielern zu vergleichen. In der Challenge of the Week-Bestenliste kann man seine Fähigkeiten als Commander jeden Tag aufs Neue unter Beweis stellen und muss 100 Tage in der postapokalyptischen Welt überleben. Wesentlich mehr als sich den erreichten Punktestand anderer Spieler anzusehen, kann man derzeit leider noch nicht.

Grafik

Der Steampunk-Look zieht sich in They Are Billions vom Hauptmenü durch bis in das Design der einzelnen Häuser und Einheiten. Dabei wird die Hauptenergiequelle nicht, wie der Stil-Name vermuten lässt, durch Dampf sondern durch Windmühlen gewonnen, der markante, rost-braune Farbton ist dennoch allgegenwärtig. Die einzelnen Gebäude werden in einem Comic-ähnlichen 2D-Grafikstil dargestellt, die sowohl nah herangezoomt als auch aus der Entfernung betrachtet ausgesprochen niedlich aussehen. Aufgrund der Kürze der einzelnen Spiele-Sessions verliert man aber recht schnell das Interesse an dem Aussehen der Gebäude und konzentriert sich ausschließlich auf die taktische Positionierung der jeweiligen Bauten. Ein Nachteil des 2D-Grafikstils ist aber, dass man die Kamera nicht um 360 Grad drehen kann und man somit vereinzelte Einrichtungen nicht ganz so optimal positionieren kann. Da ist es ein glücklicher Zufall, dass man das Spielgeschehen pausieren kann, um der strukturierte Anordnung genau auf den Grund gehen zu können.

Vier unterschiedliche Maps gibt es derzeit in der Konsolenversion zu sehen, wobei lediglich eine von Beginn an zur Verfügung steht. Überlebt man auf dieser die vorgegebenen Tage (80 sind sehr schwer und 120 sehr leicht, da die Zombiewellen dann weniger häufiger vorkommen), werden laufend neue Areale freigeschaltet, in denen man sich vor den untoten Menschenfressern verteidigen muss. Abwechslung bringen auch die unterschiedlichen Gegnertypen mit sich. Am meisten bekommt man die Harpies zu Gesicht, die willenlos in der Gegend herumtorkeln, wobei gelegentlich die hartnäckigen Butchers an die Holzwände klopfen. Am schlimmsten trifft es die Kolonie allerdings, wenn die gigantischen Infected Giants antanzen und von der taktischen Verteidigung alles abverlangen.

Sound

Es bedarf nur wenige Spielrunden, bis man sich mit dem Bausystem von They Are Billions angefreundet hat und die Infrastruktur einer kleinen Siedlung ins Rollen bringt. In solchen Momenten trällern recht ruhige Melodien im Hintergrund, sodass man diese eigentlich so gut wie gar nicht wahrnimmt. In den Vordergrund rückt der Soundtrack sobald eine größere Zombie-Welle angekündigt wird. Diese ist dann zwar noch mindestens zwei Minuten lang nicht zu sehen, die Musik lässt den Spieler dennoch bereits ohne Anwesenheit von Untoten die Dramaturgie des bevorstehenden Gefechts spüren. Das voreilige Abspielen der Musik hängt vermutlich damit zusammen, dass man bei der Konfrontation mit den Zombies nicht lange genug überlebt, um wirklich in den Genuss des pompösen Orchestras zu kommen.

Sämtliche auswählbare Einheiten wurden mit Einzeilern als Sprachausgabe versehen, welche sie je nach gewünschter Aktion an den Tag legen. Meist sind diese kurzen Sprüche allerdings recht sarkastisch und mürrisch, was man den Spielfiguren nicht übel nehmen kann. Immerhin ist deren Überlebenschance in der gefährlichen Umgebung ausgesprochen geringt.

Abschließende Worte

They Are Billions ist ein derzeit noch sehr kurzweiliges Spiel, welches aufgrund eines mangelnden Tutorials zwar umständlich zu verstehen dafür aber leicht zu lernen und in späterer Folge knifflig zu meistern ist. Sobald man dann die ersten paar Spielrunden hinter sich gebracht hat, ist die eigentlich recht simple Steuerung verinnerlicht und man kann sich auf die Besonderheiten des rasanten Strategiespiels konzentrieren. Das Kernstück des Titels entfaltet sich Stück für Stück und man erhält ein forderndes Spiel, welches offensichtlich für den Gebrauch mit Maus und Tastatur gedacht ist. Optisch und soundtechnisch ist es durchgehend solide, man merkt jedoch recht schnell, dass sich die Spieleschmiede Numantian Games in erster Linie auf die Gameplay-Elemente konzentriert hat. Durch die fehlende Kampagne und die, sehr von der PC-Version abgekupferte, Menüführung erweckt das Spiel sehr den Anschein einer durchschnittlichen Software.

– Stimmiger Soundtrack

– Kniffliges Zombie-Strategiespiel

– Bestenlisten zum Punkte Vergleichen

– Wird schnell sehr fordernd

– Solides Kern-Gameplay

– Wirkt noch sehr anfänglich & leer

– Kein wirklicher Mehrspielermodus

– Derzeit noch wenig Inhalt