Dinos und Maschinengewehre – ein Mischmasch in der Zeit!

Jeder Gamer, der in seiner Kindheit gerne mit Dinosauriern gespielt hat, ist ein potentieller Kunde dieser Minecraft-ähnlichen Open World-Bau und Jagd-Simulation. Ein gigantisches Areal erkunden, prähistorische Wesen jagen, gegebenenfalls sogar zu zähmen und im besten Fall reiten zu dürfte ist der Traum eines jeden T-Rex-Fans und ARK: Survival Evolved übt sich sehr gut darin genau diesen erfüllen zu wollen. Derzeit befindet sich das Spiel noch in der Early Access-Phase, dennoch hat uns Studio Wildcard mit der unlängst erhältlichen und kostenpflichtigen PlayStation 4-Version einen tiefer gehenden Einblick in die Dino-Welt ermöglicht. Dem Ruf prähistorischer Wesen folgend musste gleich in den ersten Spielminuten feststellen; es ist zweifellos ein Spiel für Core Gamer, die sich nicht nur fünf bis zehn Stunden mit einem Titel beschäftigen möchten. Dementsprechend unübersichtlich und für Nicht-Core Gamer Einsteiger-unfreundlich sind auch die ersten Spielminuten ausgefallen. Das bedeutet, dass es kein Tutorial oder eine Einleitung gibt, geschweige denn einen Story-Modus, der Interessierten aber nicht Open World-Craft-Gaming erfahrenen Gamern die Grundlagen des Spieles erklärt. Man muss also auf vieles selbst drauf kommen. Aber gut, bei Minecraft war es am Anfang nicht anders!

Erste Schritte in der toten Welt

Man darf gespannt sein, wie sehr sich das Spiel bis zu seinem endgültigen Release im kommenden Jahr entwickeln wird!

Beim ersten Anlauf trete ich einem Server mit 25 Leuten bei. Nachdem ich meine Spielfigur auf einem sehr überladenen Screen erstellt habe, lande ich in einer menschenleer zu sein scheinenden Welt im Sand einer wüstenartigen Gegend. Weit und breit finde ich niemanden und eigentlich wirkt die Umgebung auch ziemlich ausgestorben. Lediglich ein paar Steinmauern und ein riesiges Tor ist hier vorzufinden. Davor eine Tafel mit den Worten “Do not entry”. Alles klar! Da die dahinter befindlichen 20 Quadratmeter mit einem Stachel-Holzzaun umgeben sind, ich an dem gigantischen Steintor nicht vorbei komme und in Paint-typisch quietschgrüner Schrift “Admin-only” ausgeschrieben steht, bezweifle ich, dass ich in den nächsten 20 Minuten Fuß hinter diesem Tor fassen werde. Nach anderen Spielern trachtend, suche ich weiter in der riesigen Welt und treffe auf ein paar Dinosaurier, die wirklich grandios aussehen und sich realistisch bewegen (bis auf die Tatsache, dass sie in einer wüstenähnlichen Gegend etwas fehl am Platz wirken).

Da ich, bis auf ein paar Faustschwinger, nicht mit ihnen kommunizieren kann, lasse ich die Dickhäuter hinter mich und widme meine Aufmerksamkeit einem am Horizont klar zu sehenden Himmelspfeiler: die Arche! Kaum zu verfehlen erstrahlt sie im hellen Licht und das obwohl in der Umgebung die Sonne ohnehin schon die gesamte Map erhellt. In meinem Eifer lasse ich außer Acht, dass mich ein Rudel wilder Raptoren aufgelauert habt, das mich kurzer Hand töten. Das war’s schöne Welt und ist starte erneut von dem Spawnpunkt, den ich bereits beim ersten Mal gesehen habe. Zur Auswahl stünden noch andere Locations, allerdings sind diese allesamt mit dem Prädikat “Mittel” und “Schwer” gekennzeichnet, die scheinbar den Schwierigkeitsgrad in den Höhengraden symbolisieren. Für einen Neueinsteiger, der sich in der Spielwelt und vor allem mit der Mechanik noch nicht so wirklich auskennt, ein Grund eher bei den Plätzen mit der Markierung “Leicht” zu spawnen. Das hindert die Dinos allerdings nicht daran weniger gnadenlos mit mir umzugehen. Nach mehrmaligem Sterben gebe ich meine Hoffnungen auf, in dieser kargen Welt überhaupt überleben zu wollen, und suche in den Menüs nach einem offline Einzelspielermodus und werde dank meiner Adleraugen in den unübersichtlichen Menüs fündig.

Wie ein Urlaub auf den Bahamas. Nur tödlich(er)!

Nachdem ich eine weitere Spielfigur für den Singleplayer-Modus erstellt habe, empfängt mich statt einer menschenleeren Wüste ein mit Palmen überfüllter Sandstrand. “Das ist ein einzigartiger Neustart!”, denk ich mir und erstelle die ersten Items, die man nach dem ersten Levelanstieg bauen kann. Jede Tätigkeit bringt der Spielfigur Erfahrungspunkte; das Sammeln von Gegenständen, das Essen von Nahrungsmitteln und natürlich auch das Fabrizieren neuer Items. Mit jedem weiteren Level kann zuerst eine der Figuren-eigenen Stats erhöht und anschließend spezielle Fähigkeitspunkte zum Erlernen neuer Gegenstände vergeben werden. Das Bauen von Werkzeugen und Gegenständen ist dabei der Dreh- und Wendepunkt von ARK: Survival Evolved, um gegen die natürlichen Widersacher wie Kälte, Hitze, Hungertod und Dehydratation ankämpfen und natürlich anderen menschlichen Gegnern sowie den gefährlichen Dinosauriern trotzen zu können. Und das ist zweifellos ein Kampf ums Überleben, denn alleine in den 10 Stunden, die ich mit dem Downloadtitel verbracht habe, bin ich beim Bauen meiner mickrigen Holzhütte und dem Fangen und Domestizieren meines Dino-Dodos namens Popo mehrmals den Klauen und Zähnen von Raptoren, Riesenpiranhas und Säbelzahntiger-ähnlichen Kreaturen erlegen. (Fun-Fakt: Ich habe meinen Dodo die Nacht über in die Hütte gebracht, damit er nicht Opfer von Dino-Attacken wird. In der Dunkelheit war ich aber nicht in der Lage “meinen Popo” zu finden. Am Ende der Nacht war die Bude voll mit Exkrementen. Von mir oder von Dodo? Wer weiß…).

Das Spiel versucht dabei möglichst realistisch zu sein. Ähnlich wie in Minecraft fällt man Bäume um an Holz zu gelangen, baut Felsen mit der Spitzhacke ab um an Steinbrocken zu extrahieren und isst Nahrungsmittel um sich am Leben zu erhalten. Sowohl die Spielfigur als auch seine gezähmten Wesen müssen dabei versorgt werden, steigen im Level und lernen neue Fähigkeiten und sind sogar in der Lage Eier zu legen (nun gut, die eigene Spielfigur nicht) oder zu defäkieren. Wenn man sich die lange Liste der herstellbaren Gegenstände ansieht, endet diese nach Geschütztürmen und Motorsägen mit einem Nachtsichtgerät – es ist somit durchaus möglich in der Welt der Dinos mit modernen Geräten zu leben. Es empfiehlt sich trotzdem im Falle eines Ablebens schnell zum toten Körper zu eilen, um die Items aus dem Sortiment aufzusammeln, da man sonst sämtliche Gegenstände verliert und das Abenteuer mit nichts als einem Safari Hut-Skin und dem sonderbaren Diamanten im Arm an einem ausgewählten Spawn-Punkt startet.

Wenn man sich die lange Liste der herstellbaren Gegenstände ansieht, endet diese nach Geschütztürmen und Motorsägen mit einem Nachtsichtgerät – es ist somit durchaus möglich in der Welt der Dinos mit modernen Geräten zu leben.

Ein paar sonderbare Punkte gab es in meinem kurzen Abenteuer in der Welt von ARK: Survival Evolved. Die im Namen so groß angepriesenen Archen und deren kleinen, leuchtenden Kristalle haben absolut keine Verwendung. Das ist insofern sehr frustrierend, wenn man sich nach knapp 20 Versuchen durch die Wildnis der gefährlichen Spielwelt kämpft und endlich einen der Kristalle erreicht, nur mit dem Ergebnis nicht mit ihm interagieren zu können. Noch schlimmer ist, dass man gar nicht weiß, wozu dieser außergewöhnliche Kristall überhaupt verwendet werden kann. Das Spiel ist darüber hinaus zweifellos ein Multiplayer-Spiel (ohne PlayStation Plus-Mitgliedschaft, geht man somit leer aus!), wenn man bedenkt, dass man alleine der Übermacht der Dinosaurier sehr schnell unterliegt. Es gibt einen Singleplayer-Modus in dem man alleine in die riesige Welt der Urzeit-Echsen schlüpft, allerdings ist diese Option gut versteckt unter den Host-Optionen in Form eines kleinen unauffälligen Buttons untergebracht worden. Es gestaltet sich auch sehr schwierig sich auf der riesigen Karte zurecht zu finden und das obwohl man sogar eine Karte besitzt. Auf dieser sieht man zwar ungefähr welcher Bereich bisher erkundet wurde, allerdings nicht wo man sich im Moment befindet. Und wenn man sich trotz gutem Orientierungssinn nicht zurecht findet, dann verzweifelt man sehr schnell in der gefährlichen Welt.

Grafik

ARK: Survival Evolved wirkt in vielerlei Hinsicht noch sehr unvollständig; Einerseits sehen Sandstrände, Dschungellandschaften und die detaillierten Dinosaurier richtig fantastisch aus, dafür plagt sich das Spiel mit regelmäßigem Tearing, plötzlich in das Level geladenen Objekten und fragwürdigen Animationen (die Bäume fallen, nachdem sie an die 10 Mal mit den Fäusten oder einem Werkzeug “bearbeitet” wurden, um und lösen sich in den letzten Sekunden, in denen eigentlich das finale Aufeinandertreffen mit dem Boden erfolgen sollte, in Luft auf).

Auch die Menüdarstellung ist eine klare Ansage, dass es sich bei dem Titel um ein Spiel für Core-Gamer handelt. Das Ausmaß an auswählbaren Optionen und unterschiedlichen Einstellungen ist beeindruckend. Dafür sehen die Menüs und aufpoppenden Beschreibungen (jedes einzelne Stück eines erstellten Gebäudes wird im Falle einer Annäherung mit einem quietschgrünen Text betitelt, welcher den Eigentümer und den Ersteller kennzeichnet) sehr unprofessionell und irrsinnig überladen aus. Während dem man sich beispielsweise im Menü für die Charaktererstellung befindet, werden schon die Unterhaltungen des Chats eingeblendet und man sieht einen Großteil der auswählbaren Optionen dadurch gar nicht mehr.

Sound

Die Titelmelodie von ARK: Survival Evolved klingt episch – genau so wie man sich einen Ritt auf einem Raptor vorstellt und dabei, in Begleitung von 10 Kollegen und allesamt mit Maschinengewehren bewaffnet, das gegnerische Lager stürmt. Abseits dessen gestaltet sich die musikalische Erfahrung des derzeit nur via Download erhältlichen Titels eher ruhig. Man lacht über das kontinuierlich gleich klingende Geräusch, wenn man einen Baum fällt, da es sich eher anhört, als würde man eine quietschende Tür öffnen und kriegt eine Gänsehaut, sobald sich ein feindlicher Dinosaurier nähert und man diesen bekämpfen muss, während dem die bedrohliche Musik durch die Lautsprecher dröhnt.

Abschließende Worte

Nach rund 20 Stunden Spielzeit in der Welt der Dinosaurier verabschiede ich mich von ARK: Survival Evolvedund gleichzeitig auch von meinem gezähmten Urzeit-Dodo namens Popo. Derzeit wirkt das Spiel noch etwas unvollständig, überladen und dennoch leer aber trotzdem unterhaltsam, wenn man bedenkt, dass ich Unmengen Zeit in das Bauen meiner kleinen Holzhütte investiert und dem Erkunden der von Dinos besetzten Umgebung verbracht habe. Man darf gespannt sein, wie sehr sich das Spiel bis zu seinem endgültigen Release im kommenden Jahr entwickeln wird!

– Dinos jagen. Dinos zähmen. Dinos reiten.

– Eigentlich fantastische Grafik…

– Die Dinos sehen grandios aus!

– Auch im Multiplayer spielbar

– Epische Titel- & Kampfmelodie

– Kein Tutorial und kein Intro

– … mit sehr vielen groben Fehlern!

– Derzeit nicht sehr einsteigerfreundlich

– Die Menüs wirken sehr überladen

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