Zelda. I konn mi no dron erinnern ois warad’s gestern g’wesn!
Nach der Schule schnell Heim gekommen, die Hausaufgaben gekonnt bei Seite geschoben und schnell mal eben die letzten Stunden bis zum Schlafen gehen nur „noch kurz die Welt gerettet“. Zora-Masken, Biggoron Schwert, Okarina der Zeit – alles fest verankerte Begriffe in meinem Kopf. Eine Zeit lang war der typische „Link öffnet die Truhe„-Sound mein Klingelton für SMS (jetzt ist es Mail Motherfucker! von Europtrip, für die die’s interessiert!), so sehr ist man ein The Legend of Zelda-Fan, wenn man ein The Legend of Zelda-Fan ist! Jeden Ableger mindestens einmal durchgespielt (eh klar!), die Lieblingssoundtrack auf dem Handy parat, um diese in passenden Momenten anzuhören oder bei Freunden vorzuspielen (sowieso) und prinzipiell immer irgendetwas The Legend of Zelda-mäßiges in der Umgebung – so sieht das bei waschechten Fans aus.
Und dann kam endlich die heiß ersehnte Ankündigung; The Legend of Zelda: Symphony of the Goddesses – Master Quest kommt mit einem Orchester nach Wien und spielt dort die bekanntesten und beliebtesten Track vor Ort auf der Bühne. Zum Greifen nah. Quasi direkt aus Zeldas Ocarina. Oder Harfe. Oder Panflöte. Oder eben den Noten von Kōji Kondō, dem Sound-Director vieler Ableger der beliebten Reihe.
Vorbereitung zum Konzert? Shirt und grüne Mütze san Pflicht!
Und dann sitzt‘ endlich in der Wiener Stadthalle mit 394583459 anderen, unter anderem wirklich lässig gekleideten Cosplayerinnen, die sich alle als Link und Link und Link und Deku-Link (und wo zum Geier ist eigentlich Zelda oder Shiek?) verkleidet haben. Die Musiker kommen. Der Dirigent kommt. Der unbekannte, englisch-sprechende PR-Typ betritt die Bühne und redet mit der Deckenbeleuchtung und schwärmt von was-auch-immer Hauptsache, „ihr schaut auf jeden Fall noch zum Merchandise-Store vorbei, denn dort gibt es noch super-exklusives was-auch-immer. Fans, schaut vorbei und kauft euch die billig bedruckten Shirts!“. Leiwand. Wuascht, es wird dunkel und endlich kommt das worauf ich ein halbes Jahr lang gewartet habe.
Shigeru Miyamoto erklärt in einer Videobotschaft was die Entwicklung des ersten The Legend of Zelda-Ablegers für ihn wirklich bedeutet hat. Super. Dann fängt endlich das Orchester zu spielen an! Man hört die Bongos nicht. Gleich am Anfang. Echt jetzt? Schwach… Der Chor ist wirklich gut. Die tiefen Töne sitzen. Hammer! Die Videos am Screen bieten Einblicke in die einzelnen Videospiele; Ocarina of Time, Triforce Heroes, A Link to the Past, Wind Waker, Skyward Sword, Majoras Mask – alle großen und beliebten Titel sind dabei.
Nur die Musiker nicht so ganz. Man merkt es ihnen an. Der Dirigent lässt sich fünf Mal von den Nerds feiern (Es klatscht ned laut gnua, es Nöads!). Die Blicke der Streichinstrument-Spieler sprechen Bände; „Ich hab meiner Mama versprochen irgendwann klassische Musik vor dem großen Publikum zu spielen. Bach, Mozart, Satie,… jetzt spiel ich den Zelda vor Nerds.“. Und das spürt man auch. Die zusammengestückelten Medleys werden abgespielt. Passend oder unpassend zu den spoilerlastigen Videos (ehrlich, wenn du zu dem Konzert gehst und von den Clips gespoilert wirst, bist‘ kein echter Fan!). Hier und da ein paar Tonfehler, Instrumente die ein wenig untergehen und ein besonders markantes Hallen, sobald die weiteren Videobotschaften von Kōji Kondō und Eiji Aonuma auf die große Leinwand gestrahlt werden. Und allem voran; Es wird alles nach Plan heruntergespielt, jede Story in 5-7 Minuten in Form von Videoclips zusammen gewürfelt. Kein Abweichen vom Programm. Kein Fanservice, wie man es von Distant Worlds: Final Fantasy-Konzert 2014 zu sehen und zu hören bekommen hat. Wiederholende Clips, in denen man Zelda nach der 30 Minuten-Pause erneut von Ganon in einen Kristall fangen sieht. Oder König Dodongo. Als Gamer ist man zufrieden, denn man hat für knapp 69,99€ die Handvoll Melodien, die es vom Spiel zu hören gibt, gehört. Als Konzertbesucher und Freund klassischer Musik ist man über die einfallsarme Beteiligung der Musiker aber etwas enttäuscht (und es gab nicht einmal eine Okarina!).