„Kommt zu Microsoft“ hieß es. „Wir werden Grillen“ hieß es.

Trotz des miesen Wetters hatte ich gestern die Möglichkeit bei der Xbox One-Präsentation im Wiener Microsoft-Hauptquartier dabei zu sein und konnte im hauseigenen Kinoraum (Ja, Microsoft hat zwei (!) eigene, kleine Kinos!) den Vortrag via Internet-Stream auf der großen Leinwand zu verfolgen. Neben der großzügigen Versorgung lauschte ich mit zahlreichen anderen Gäste den vortragenden Leuten, immerhin galt es uns die neue Generation der Microsoft-Konsole zu präsentieren. 

 

One Console to rule them all

Setzt euch Kinder, öffnet eure Popcorn(er)-Tüten mit grünem Popcorn und seid bereit, denn es wird heute eine neue Konsolengeneration vorgestellt. Da war sie also, auf der Leinwand, die dritte Microsoft-Konsole. Nicht Durango, nicht Xbox 720 und auch nicht Xbox Infinity – alles falsche Namen, denn Xbox One ist nun mal der einzig richtige Name für die kommende Plattform.

Wir haben während der Präsentation fleißig Notizen gemacht, sodass ihr neben den Fakten der kommenden Konsole auch unsere persönliche Meinung zu der Präsentation und selbstverständlich auch zu der unlängst angekündigten Konsole erfahren könnt.

Technische Spielereien

“Alles wird neu, oder zumindest besser!” dürfte das Motto der Entwickler gewesen sein, denn sowohl die Konsole, als auch der Controller als erst recht die Bewegungssteuerung Kinect haben ein großes Update erhalten. Gleich zu Beginn merkt man; Microsoft will sich diesmal nicht nur auf dem Gaming-Sektor sondern gleichzeitig auch am Musik- und vor allem am Film- und TV-Serien-Markt stark machen.

Die technischen Fakten der neuwertigen Konsole entnehmt ihr am Besten dem hier zu sehenden Bild.

 

Die Konsole – Software-Funktionen

Eine der beeindruckendsten Xbox One-Funktionen war zweifellos das schnelle Hin- und Herschalten der Konsole zwischen Spiel, Musik, Film und Browser (Instant Switching wurde es um genau zu sein genannt). Dies funktionierte Dank der Kinect-Unterstützung auch über Sprachsteuerung während der Präsentation tadellos. Kinect wird bei der kommenden Konsole auch verwendet um den Spieler auf Anhieb anhand seiner Stimme zu erkennen. Somit fällt umständliches Anmelden bei Xbox Live weg, ebenso wie das Einloggen eines bestimmten Users. Laut Yusuf Mehdi, dem führenden Haupt bei Microsoft Interactive Entertainment Business, soll sich die Konsole Speicherstände einzelner Spieler erinnern und sie beim Einschalten sofort erkennen und vergangene Spielpartien auf Anhieb starten.

Wer zusätzlich im Besitz eines Smartglass Tablets ist, kann neben dem Zocken oder Filmschauen noch zusätzliche Informationen auf der Bildschirmseite laufend zum aktuellen Programm einblenden lassen. Hierzu muss der Receiver, welcher über den HDMI-Eingang angeschlossen wird, über eine Live-TV-Funktion der Xbox One verfügen. Dementsprechend ist es fraglich ob und wann dieser Service auch hierzulande angeboten wird, immerhin gibt es derzeit hierzulande noch keinen derartigen Anbieter. Beachtlich war die Funktion Snap, mit dessen Hilfe man während dem Spielen beziehungsweise Filmschauen Details zu bestimmten Themen aufrufen konnte und beispielsweise beim Betrachten des Trailers von Star Trek: Into Darkness gleich die Tickets bei dem seitlich eingeblendeten Balken bestellen konnte.

Damit sämtliche Software-Funktionen reibungslos funktionieren, versichert Microsoft eine schnelle Streaming-Übertragung über die Cloud Farmen des Unternehmens. Diese wurden von rund 60.000 Servern auf 300.000 Server erweitert, sodass einem grandiosen Start nichts widerspricht. 

 

Der Controller

Enttäuschend ist die Tatsache, dass die Controller der Vorgängerkonsole Xbox 360 nicht mehr bei der neuen Konsolengeneration verwendet werden können. Das ist verständlich, macht zum Glück auch überhaupt nichts. Grund für diesen Entschluss ist die gänzlich neue Technologie des Hochgeschwindigkeits-Datentransers zwischen Controller und Konsole sowie neue Add On-Möglichkeiten wie beispielsweise einem Headset und ähnlichen Gadgets. Dazu kommt auch die Fähigkeit des Kinect Sensors den neuen Controller im Raum zu orten, was komplett neue Gameplaymöglichkeiten für Spiele bietet. Nebenbei wurde die Akkulaufzeit des Controllers verbessert und das digitale Steuerkreuz präziser designt. Die vibrierend, rückmeldende Trigger die je nach Spielsituation reagieren, sollen für eine interessantere Spielerfahrung sorgen. 

Kinect 2.0

Mit dem Launch der Xbox One wird mir jeder Konsole auch sofort eine neue Version der Bewegungssteuerung Kinect mitgeliefert. Ohne Kinect geht mit der neuen Plattform überhaupt nichts mehr – sie ist Teil der neuen Generation! Ihre RGB-Linse bietet nun eine Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln und einer Rate von 30 Bildern pro Sekunde. Dank der hohen Auflösung, der Weitwinkel-Optik und des Time-of-Flight-Sensors soll der Raum und der Spieler darin noch besser erkannt und sogar Puls, Gesichtsbewegungen und die Umgebung noch besser erkannt werden als beim Vorgängermodell. Explizite Fingerbewegungen wurden während der Präsentation jedoch keine genaueren vorgestellt. 

Über die wirklich interessanten Themen wie dem “Always online”-Zwang der Konsole wurde nichts verraten. Wozu denn auch, auf der demnächst stattfindenden Messe E3 in Los Angeles wird es genügend Möglichkeiten geben den Entwicklern Löcher in den Bauch zu fragen und mehr über das Innenleben der Konsole zu enthüllen. In einem späteren Interview beschrieb Phil Harrison bezüglich der Gebrauchtspiel-Verwendung, dass man mit einem gekauften und mittels Code aktivierten Spiel auf jeder Xbox One spielen kann, solange man sein Profil auf dieser aktiviert hat. Ist dies nicht der Fall, wird mit jedem bereits aktivierten Spiel eine Gebühr fällig. Wie hoch diese ausfällt ist bislang noch nicht bekannt. 

Neuankündigungen – Spiele und mehr

Keine große Überraschungen gab es beim Spielesektor. Electronic Arts kündigt die üblichen Verdächtigen (FIFA, Madden,…) für die kommende Microsoft-Konsole an und versichert, dass mit der neuen EA Sports Engine die Art und Weise der Sportspiele revolutioniert werden soll. Es folgt ein kurzes Video in dem bekannte Sportikonen die Wichtigkeit von Präzision und “dem gewissen Adrenalin-Moment” schwärmten und wie diese Neuheiten in Videospiele integriert werden sollten. Anschließend werden die kommenden technischen Möglichkeiten deutlich aufgelistet – genaue Videos mit speziellen Demonstrationen dieser bekommt man aber nicht zu sehen.

Der Microsoft-Spielechef Phil Spencer versichert wenige Minuten später, dass zu dem Launch der Xbox One 15 Exklusivtitel bereit stehen würden, wobei acht von diesen neue IPs seien. Der kurz danach folgende erste Trailer zu Forza Motorsport 5 gibt den Zuschauern einen kurzen aber schmackhaften Ersteindruck, anschließend folgt ein kurzes Live Action-Video mit Gamplay-Inhalten und Hand in Hand dazu die unerwartete Ankündigung des Titels Quantum Break. Um was es sich bei dem Spiel genau handelt wird zwar nicht erwähnt, gut aussehen und interessant klingt er auf jeden Fall alle Male. Immerhin ist das finnische Remedy Entertainmen mit an Board der Entwicklung und diese konnten sich bereits mit Alan Wake in sehr gutes Licht stellen.

Nancy Tellem, Präsidentin des amerikanischen TV-Senders CBS betritt die Bühne und verkündet gemeinsam mit Bonnie Ross von 343 Industries und Steven Spielberg, dass sich eine TV-Serie mit dem Namen Halo The Television Series in Entwicklung befindet. Ein weiterer Fortschritt von Microsoft in Sachen Film und TV-Serien.

Anschließend folgt eine umfangreiche NFL-Promotion und eine Verdeutlichung wieso die Xbox One die einzige Konsole ist, die Football-Entertainment in diesem Ausmaß anbietet und zu guter Letzt die enttäuschende Nachricht, dass das genaue Releasedatum zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben wird. Mit der mehr oder weniger erfreulichen Nachricht, dass “immerhin” das erscheinende DLC zu dem kommenden Ableger der Call of Duty-Reihe zeitexklusiv und zuerst auf der neuen Microsoft-Konsole erscheinen wird, übergibt Don Mattrick das Wort an Eric Hirshberg, seines Zeichens Activision-Chef. Dieser stellt einige Details zu dem kommenden Ableger der Reihe vor und demonstriert Anhand einiger Szenen die qualitativen Unterschiede von Spielen wie Call of Duty: Modern Warfare 3.

Besonderes Hightlight für die Entwickler ist der Einsatz von Hunden während den Missionen. Zu guter Letzt folgt noch ein Trailer zu Call of Duty: Ghosts und anschließend das wortlose Ende der Präsentation mit einem Countdown, welcher pünktlich zum Beginn der E3 in Los Angeles enden wird. 

Design der Konsole

Optisch erweckt der Controller der Xbox One den Anschein, als wäre er eine Kombination zwischen der Steuereinheit der ersten und zweiten Plattform – wenn man die Form, Farbe und die Knöpfe betrachtet. Dies ist keineswegs schlecht, denn das schlichte schwarz strahlt Eleganz aus. Man muss aber dazu sagen, dass mir beim ersten Blick auf den Controller das klobige Design der ersten Xbox-Konsole in den Kopf gesprungen ist. Ein Controller, den, in meinen Augen, nur Menschen mit übernatürlich riesigen Händen gemütlich bedienen konnten.

Die Konsole selbst ist im Gegensatz zur Xbox 360 eine Spur zu eckig ausgefallen und erweckt auf den ersten Blick den Anschein, als hätte Microsoft nicht genug Geld in die Arbeit der Designer gesteckt und nur schnell ein vorläufiges Modell enthüllt. Somit wirkt die Konsole auf den ersten Blick wie eine UPC-Box und brilliert auch nicht wirklich mit seinem Aussehen. 

Abschließende Worte

Nach Sonys kurz und bündigen Ankündigung der PlayStation 4 ohne hergezeigter Konsole war klar, dass Microsoft versuchen würde aus den Präsentationsfehlern des Markt-Rivalen zu lernen. Haben sie auch. Die Konsole wurde gezeigt, einige der bekanntesten Firmen stellten mehr oder weniger neue Spiele vor und die neuen Funktionen lassen an Serviceleistungen kaum mehr zu wünschen übrig. Zumindest wenn man in Amerika lebt, denn für den Rest der Welt (besonders hier in unserem kleinen Österreich) werden die meisten der Funktionen (intensive Smartglass-Integration + Ticketbestellen usw.) wenn überhaupt, dann erst in ein paar Jahren in dem vorgesehenen Ausmaß nutzbar sein. Auch mit dem umfangreichen EA Sports-Support Portfolio und NFL scheint Microsoft Amerika als Hauptzielgruppe der neuen Konsole zu machen (nun gut, FIFA ist der Trostpreis für uns Europäer). Dies bestärkt auch Call of Duty: Ghosts, dessen Story sich erneut wieder vom unterdrückten und hochkämpfenden Amerika handelt. Das Hervorheben der zeitexklusiven DLC-Inhalte für Call of Duty: Ghosts war in meinen Augen schon fast ein lächerlicher Versuch über die mangelnde Bekanntgabe des Releasedatums zu vertrösten. Auch der abrupte Abschluss der Präsentation hat nicht nur bei uns im Kinosaal sondern auch auf diversen Internetplattformern für große Verwunderung gesorgt.

 

Mit der Hoffnung, dass bei der kommenden E3 in Los Angeles (11.-13. Juni 2013) mehr über die neue Konsole enthüllt wird, wurde der Abend noch mit kühlen Getränken unter coolen Leuten verbracht.

Eure Meinung dazu?