Fette Hühner beweisen: alle guten Dinge sind drei!

Als Alien Hominid im Jahre 2002 auf der Browserseite Newgrounds das Licht der Welt erblickte, wusste wahrscheinlich selbst die Spieleschmiede The Behemoth noch nicht, dass deren Karriere als Entwickler von Videospielen bei den Gamern in Zukunft so bedeutend sein würde. Nach mehreren Umsetzungen des Spiels für diverse Konsolen folgte im Jahre 2008 die fantastische Fortsetzung Castle Crashers für Xbox 360, in späterer Folge auch für PlayStation 3, und faszinierte mit einem durchgeknallten Humor und einer, stundenlang motivierenden, Vielseitigkeit. Das Spiel konnte auch bei uns mehrere Gamerabende lang begeistern und gehört nicht ohne Grund zu einem der beliebtesten Einzel- und Mehrspielertitel im Downloadbereich der Videospiele.

Fünf Jahre später und nach einigen iOS-Spielen meldet sich das Studio aus San Diego, U.S.A. mit einem weiteren Xbox Live Arcade-exklusiven Spiel zurück und verspricht unter dem Projeknamen Game #3 erneut hohe Wellen zu schlagen. 

Eine Geschichte mit Katzen, Hüten und so weiter…

Ruhe bitte, nicht mit der Chipspackung rascheln, denn die Vorstellung fängt gleich an! Der Vorhang wird zur Seite gezogen und The Behemoth erzählt uns die Geschichte von Hatty Hattington und seiner fröhlichen Crew, die nach einer kurzen Schiffsreise auf einer einsamen, von Katzen bewohnten Insel landet. Dies wäre kaum ein Problem, wenn das einzige Gebäude nicht ein riesiges Theater wäre und die Katzen nicht die militärische Kontrolle über das kleine Stück Land besitzen würden. Zudem wurde Hatty, dem sonst so freundlichen und hilfsbereiten Anführer der überlebenden Schiffscrew ein magischer Hut aufgesetzt, welcher seinen Geistes kontrolliert. Kurzerhand wurden alle seiner ehemaligen Freunde in eine Arena geworfen, wo sie bis zu dem heutigen Tag dazu gezwungen sind in Hindernisparcours um ihr Leben zu laufen – zur Unterhaltung der Katzenbevölkerung versteht sich von selbst. Die Aufgabe des Spielers ist es somit nicht nur jedes einzelne Kapitel zu überstehen und dabei Diamanten zum Freikaufen von inhaftierten Gefangenen aufzusammeln sondern im Endeffekt den bösartigen Katzen zu entkommen. Präsentiert wird dabei alles in Form eines Puppentheaters wobei der Erzähler sämtliche Geschehnisse mit abgedrehten Aussagen kommentiert, sodass man, neben zahlreicher Pups- und Fekalwitze, über den tiefschwarzen und sarkastischen Humor des, sich selbst nicht ernst nehmenden, Sprechers lachen kann.

Die gesamte Story besteht aus acht Kapiteln wobei jedes dieser in neun Akte, den eigentlichen Spielelevels, unterteilt wurde. Nach diesen neun Parcour-Arealen folgt noch ein zehntes Endboss-Level in dem man unter Zeitdruck das Ziel finden muss und schaltet anschließend, je nach der Endbeurteilung (von A++ über A bis B. C sollte auch möglich sein, da muss man aber schon wirklich Knoten in den Fingern haben), noch zusätzlich drei weitere Missionen frei, die noch schwieriger und ausgefallener als jene vor dem Endboss-Level gestaltet wurden. BattleBlock Theater lebt von seiner lustigen Storyerzählung, ist aber trotz aberwitzigen Humor bei weitem nicht so abenteuerlich wie man es in Castle Crashers kennen und lieben gelernt hat. Das tut jedoch nichts zur Sache, denn die Levels sind eine Klasse für sich und Gamer, die mit Super Meat Boy oder Trials Evolution schon Freude hatten und gut mit Geschicklichkeits-Jump’N’Runs umgehen können, werden mit diesem Downloadtitel in jeder Hinsicht auf ihre Kosten kommen. 

Gameplay

Das Spiel vermischt Jump’N’Run- mit Rätsel-Elementen und scheint trotz stets wiederholenden Gameplay-Abläufen so gut wie nie langweilig zu werden. Prinzipiell muss man, um einen Akt erfolgreich abzuschließen, mindestens drei Juwelen in der Schuhkartongroßen Welt finden um das Endportal zu öffnen und dieses anschließend auch erreichen ohne dabei zu sterben. Diverse Katzen, Säure-, Stachel- und Laserfallen versuchen den Spieler während dem am Weiterkommen zu hindern, sodass diverse Checkpoint innerhalb eines Levels einen sicheren Hafen bieten. Man beginnt (alleine oder zusammen mit einem zweiten Spieler) im allerersten Akt und lernt erst einmal die Steuerung beziehungsweise die unterschiedlichen Fallen und Hilfsmittel kennen. Im späteren Verlauf muss nahezu jeder der wenigen eingelernten Gameplay-Elemente in Fleisch und Blut übergegangen sein, denn ebenso wie Super Meat Boy so ist auch BattleBlock Theater in späterer Folge wirklich knifflig.

Um das ganze Spiel ein wenig abzurunden, gibt es 13 unterschiedliche Waffen, die man im Laden im Tausch gegen Wollknäuel erkaufen kann (Ja, Wollknäuel. Es sind Katzen und das scheint ihre Währung zu sein!), sobald man alle von ihnen gefunden hat, verlieren diese jedoch vollkommen an Bedeutung. Dafür spielen die aufzusammelnden Diamanten eine wesentlich wichtigere Rolle, denn mit ihnen kann man Gefangene freikaufen beziehungweise das eigene Sortiment an Outfits aufstocken. Somit steigt auch der Wiederspielbarkeitswert des Spiels, denn je mehr Diamanten man in kürzester Zeit im Rahmen eines Levels findet, umso besser ist die Endbewertung des Spielers und umso mehr zusätzliche Diamanten verdient man sich. Hin und wieder tauchen auch goldene Hüte auf welche, sofern man diese erfolgreich mit ins Ziel nimmt, den Spieler mit zusätzlichen Edelsteinen belohnt.

Neben den Platformer-Inhalten wird man aber auch mit einigen rätsellastigen Levels konfrontiert. Somit kommt man auch oftmals in den Genuss von Schalterrätsel, muss zuerst die Wasseroberfläche streicheln und somit das, am gegenüberliegenden Ufer angebrachte, Boot näher zu ziehen oder mit einem, zu Hilfe gerufenen, quadratischen Schweinchen über Stacheln oder tödliche Flüssigkeiten reiten. Trotz der mäßigen Abwechslung im Leveldesign hätte eine Gameplay-Variation im Storymodus für wesentlich mehr Unterhaltung gesorgt. Eine Runde aus dem Mehrspielermodus gegen einen übergroßen Gegner wäre sicherlich interessanter gewesen als 81 knifflige Areale in denen man von A nach B eilen muss.

Wer den Storymodus erfolgreich absolviert hat und immer noch auf der Suche nach einer Herausforderung ist, wird (abseits der zahlreichen, von Usern erstellten Levels und Mehrspielermodi) um den Insane-Modus wohl kaum herumkommen können. Dabei handelt es sich um exakt die selben Levels wie in der Geschichte, wobei die einzelnen Checkpoints deaktiviert wurden. Wer also in einem Level das Zeitliche segnet muss dieses wieder ganz von vorne beginnen.

Befindet sich auf der Xbox 360 zudem ein Speicherstand von Alien Hominid oder Castle Crashers, so werden den Gesichtsformen automatisch zwei weitere Exemplare hinzugefügt. Das ist zwar nichts Weltbewegendes, ein kleines Dankeschön seitens der Entwickler ist aber immer nett und gern gesehen.

Multiplayer

Keiner mag alleine spielen. Ganz besonders nicht, wenn es um einen rätsel- und geschicklichkeits-intensiven Platformer wie BattleBlock Theater geht! Daher bereichert der CoOp-Modus, in dem man die gesamte Story mit einem zweiten Spieler zusammen spielen kann, den gesamten Downloadinhalt. Dazu hat The Behemoth sämtliche Levels so umgebaut, dass man oftmals zusammen arbeiten muss, um gemeinsam vorankommen zu können.

Selbstverständlich bietet das herunterladbare Spiel aber auch zahlreiche neue Multiplayermodi für bis zu vier Spieler (was nicht heißt, dass man sie nicht auch alleine gegen eine Computer-KI spielen kann, aber wer macht denn so etwas?) und bringt neuwertige Mehrspieleraufgaben an die Gamer. So heißt es beispielsweise die Seele des Gegners zu stehlen und so lange wie möglich zu überleben oder den Ball in den Korb des Gegenspielers zu befördern (fast wie bei Basketball/Fußball, aber dann wiederum doch nicht).

Kreative Gamer können ihrer Lust und Laune beim Leveleditor freien Lauf lassen und diese anschließend sogar online für andere Spieler zugänglich machen. Dadurch schaltet man nicht nur neue, spezielle Masken für sich selbst frei, sondern bereichert den Pool des BattleBlock Theater-Spielareals. 

Grafik

Wie bei jedem Spiel von The Behemoth besitzt auch BattleBlock Theater wieder den typischen, cartoon-ähnlichen Grafikstil und gleichzeitig zahlreiche Figuren und Anspielungen aus den vorherigen Titeln wie Alien Hominid und Castle Crashers. Das Design der Levels ist zwar lediglich an die Möglichkeiten, die der Editor preisgibt, begrenzt, die Farben- und Artenvielfalt ist aber sehr umfangreich und übertrifft stellenweise die Möglichkeiten von LittleBigPlanet – besonders was die einfache Handhabung betrifft.

Dreh- und Wendepunkt neben dem Überleben der gefährlichen Jump’n’Run-Passagen ist auch das Retten der zahlreichen Gefangenen, welche durch Eintauschen der Diamanten freigekauft werden können und deren Aussehen (eigentlich nur die geometrische Form ihrer Köpfe beziehungsweise dessen individuelle Gestaltung) den Charaktereditor des Spielers erweitert. Jede Form (Kreis, Quadrat, Zylinder, Dreieck und Stern) besitzt über 50 unterschiedliche Designs, sodass man seine Spielfigur je nach Lust und Laune jederzeit optisch verändern kann.

Das Charakterdesign ist ebenso ausgefallen verrückt gestaltet worden wie die einzelnen Levels und kann meist alleine schon wegen dem verrückten Aussehen und in herrlicher Kombination mit den Aussagen des Kommentarors begeistern. 

Sound

Verfolgern von The Behemoth-Spielen wird schnell auffallen, dass der neueste Streich der Entwickler einige bekannte Töne (z.B. vom Minispiel PDA-Game aus Alien Hominid) aus den Vorgängern aufgegabelt und erneut in die Levels von BattleBlock Theater gepackt hat. Mal abgesehen davon gibt es erneut zahlreiche, neue Töne aus der Newgrounds Community, welche von der verspielten, soundtechnischen Vielfalt der modernen Elektromusik Verwendung macht.

Das gesamte Spielgeschehen wird neben den elektronischen Soundtracks von den lustigen Kommentaren des Erzählers begleitet. Dadurch werden die Aktionen des Spielers mit Sachen wie „Oh my god!“, „That was a nice kill“ oder Aussagen in denen er meint, dass Sandwiches etwas ausgesprochen Feines sind (wo er ohne Zweifel Recht hat) kommentiert. 

Abschließende Worte

Es ist wirklich beachtlich wie viel Umfang The Behemoth in BattleBlock Theater gequetscht hat und aktuell lediglich 1200 Microsoft Punkte am Xbox Live-Marktplatz dafür verlangt. Sowohl Einzel- als auch Multiplayer-lastige Gamerabende sollten mit diesem Arcade-Spiel für eine längere Zeit überbrückt werden, denn das Downloadspiel bietet Unterhaltung für über 15-20 Stunden. Wem dieser, von den Entwicklern erstellte, Content nicht genügt, der darf seiner kreativen Laune im Level Editor freien Lauf lassen und selbst anspruchsvolle Areale und ganze Spielarenen zusammenstellen. Lediglich vom zu linearen, aber dennoch fordernden Storymodus kann man unter Umständen ein wenig enttäuscht sein, für Fans von Super Meat Boyoder ähnlich kniffligen XBLA-Krachern wird das aber kein sonderlich großes Problem sein. Sowohl vom ausgefallenen Grafikstil, den vielseitigen Individualisierungsmöglichkeiten des Spielcharakters als auch von den Aussagen des verrückten Kommentators kann man so gut wie gar nicht genug bekommen. Die aus den früheren Titeln kopierten Soundtracks fallen neben den zahlreichen neuen Kreationen aber trotzdem auf.

Punktebewertung

Story: 7,5

Gameplay: 9,0

Multiplayer: 9,5

Grafik: 8,5

Soundtrack: 8,0

Gesamt: 8,5

Kurzbewertung: Ein grandioses Downloadspiel mit beachtlichen Umfang und kreativer Vielfalt! 

– Viele unterschiedliche Outfits

– Abwechslungsreiche Levels dank Editor

– Verspielter Elektrosoundtrack aber…

– Brillanter Storytelling-Humor

– Co-Op- und Mehrspielermodus

– Exkl. Masken für Spieler der Vorgänger

– Wollknäuel sehr schnell nutzlos

– In der Story kaum Gameplay-Abwechslung

– … Sound-Recycling aus früheren Spielen 

Eure Meinung dazu?

Launchtrailer zu BattleBlock Theater erschienen

Wirklich durchgeknallt wird es mit diesem neuen Streich von The Behemoth. Nachdem das Spiel vom Projekttitel Game #3 zu BattleBlock Theater umbenannt wurde, war klar, dass man mit dem Platformer verrückten Humor, ein mehrspielerlastiges Abenteuer und jede Menge Action erwarten kann. Hier gibt es den ebenso abgedrehten Launchtrailer zu dem Spiel. [vsw id=“EufrdjmsKBg“ source=“youtube“ width=“600″ height=“340″ autoplay=“no“]...