Nintendoland – Wo der Spaß beginnt

Fast auf den Tag genau vor 6 Jahren, hielt ich erstmals eine kleine weiße „Fernbedienung“ und schlug damit in der Luft auf virtuelle Tennisbälle ein. Die Rede ist natürlich von der original Wii und von Wii Sports.

Wii Sports war damals Nintendos Beipackspiel zu jeder Wii und das mit gutem Grund. In verschiedenen „Minispielen“ demonstrierte es auf simple und gleichzeitig unvergessliche Weise was die Wii-Remote war und was damit möglich ist. Das Besondere dabei: jeder konnte es auf Anhieb spielen. Egal ob Mann oder Frau, 8 oder 80, Zocker oder nicht. Und jeder, der es einmal probierte, verstand es und war in der Regel überzeugt davon.

Zurück in der Gegenwart tritt Nintendo Land nun in diese großen Fußstapfen, mit der Aufgabe das gleiche für die Wii U zu tun, was Wii Sports seinerzeit für die Original Wii tat. 

Gameplay

Nintendo Land spielt in einem gleichnamigen virtuellen Vergnügungspark, in dem man sich mit seinem Mii Charakter frei bewegen kann. Der Park besteht im Wesentlichen aus einer kreisförmigen Plattform mit einem Turm in der Mitte. Entlang des Randes befinden sich die Eingänge zu den einzelnen Attraktionen des Parks, den (Mini-)Spielen.

Diese sind in 3 Kategorien unterteil: Einzelspieler, Mehrspieler kooperativ und Mehrspieler „Battle“. Die letztere Kategorie ist dabei besonders interessant. Die Spiele dieser Kategorie demonstrieren nämlich am eindrucksvollsten das Prinzip des asynchronen Gameplays.

MARIO CHASE ist ein klassisches Fangspiel. Der Spieler mit dem Gamepad bekommt einen Vorsprung, um sich mit seinem Mii vor den bis zu 4 Spielern am TV zu verstecken. Diese wiederum müssen innerhalb einer vorgegebenen Zeit den flüchtigen Mii finden und durch einen beherzten Sprung fangen.

Der Clou dabei: Während die Spieler auf dem Fernseher ihre Figuren aus der 3rd-Person Perspektive auf einem klassischen 4-Spieler Splitscreen sehen und dadurch ein eingeschränktes Blickfeld haben, sieht der Spieler auf dem Gamepad seine Figur aus einer schrägen Vogelperspektive (auch als ¾-Perspektive bekannt) und sieht zusätzlich noch eine Übersichtskarte, auf der alle Spielfiguren eingezeichnet sind. Während er so stets das gesamte Spielgeschehen im Überblick hat, müssen sich die Spieler auf dem TV ständig verbal koordinieren. Die Kommunikation unter den Spielern artet dabei schnell in wildes Geschrei aus. Vor allem, wenn nur mehr wenige Sekunden auf der Uhr bleiben und die Fänger verzweifelt versuchen dem Gamepad-Spieler den Weg abzuschneiden. So eine Form von Gameplay wäre ohne den zusätzlichen Screen des Wii U Gamepads nicht möglich.

In LUIGI’S GHOST MANSION begeben sich die Spieler auf Geisterjagd. Das ganze geschehen findet in einem einzelnen Raum statt, der den gesamten Fernsehbildschirm einnimmt und aus der Vogelperspektive betrachtet wird. Der Spieler mit dem Gamepad steuert den Geist, welcher für die (bis zu 4) Spieler am TV unsichtbar ist. Sein Ziel ist es, innerhalb der vorgegebenen Zeit die Miis der anderen Spieler zu fangen. Diese können sich nur durch den Einsatz ihrer Taschenlampe verteidigen. Treffen sie mit dem begrenzten Lichtstrahl den Geist, wird dieser kurz sichtbar und verliert Lebensenergie. Die Batterie der Taschenlampen ist jedoch begrenzt und eine leere Taschenlampe kann nur durch zufällig erscheinende Batterien aufgefüllt werden.

Gelingt es dem Geist einen Mii zu berühren, fällt dieser vor Schreck in Ohnmacht und ist vorerst aus dem Spiel. Die anderen Spieler können ihn jedoch wiederbeleben, indem sie den ohnmächtigen Mii für eine bestimmte Zeit lang mit ihren Taschenlampen bestrahlen. Dabei bietet sich natürlich dem Geist wieder eine gute Angriffsmöglichkeit. So steckt in diesem auf den ersten Blick simplen Spiel einiges an taktischem Tiefgang. Auch hier spielen Kommunikation und Koordination zwischen den Spielern am TV eine wesentliche Rolle.

Auch in den kooperativen Mehrspieler-Spielen macht das Wii U Gamepad neuartige Spielerlebnisse möglich.

In ZELDA BATTLE QUEST schlüpfen die Teilnehmer in die Rolle von Link. 3 Spieler am TV kämpfen sich dabei mit Schwert und Schild in einem neuartigen 3-Spieler Splitscreen durch die On-Rails-Levels. Dank Motion Plus ist der Schwertkampf hier genauso realistisch umgesetzt wie in Nintendos Meisterwerk Skyward Sword. Der Spieler am Gamepad fungiert indes als Bogenschütze und muss vor allem die Gegner ausschalten, die für die Schwertkämpfer nicht zugänglich sind, wie z.B. Schützen auf Türmen. Das Zielen funktioniert dabei einfach durch das aktive Bewegen des Gamepads im Raum. Die Genauigkeit hierbei ist beeindruckend und es macht großen Spaß. 

Singleplayer

Bei all der Betonung auf Multiplayer, könnte man glauben, dass Nintendo Land hauptsächlich zum Spielen mit Freunden geeignet ist, doch Nintendo hat sich viel Mühe gegeben, um auch Einzelspieler vor die Bildschirme zu fesseln. Natürlich stehen auch hier die innovativen Möglichkeiten des Gamepads im Vordergrund.

In DONKEY KONG’S CRASH COURSE dirigiert man ein kleines Gefährt auf Rollen durch einen tückischen Hindernisparcours. Gesteuert wird dabei durch Neigen, Drehen, Tasten Drücken und Pusten, was durch die im Gamepad eingebauten Sensoren sowie dem Mikrofon einwandfrei funktioniert. Der Schwierigkeitsgrad des Parcours steigt kontinuierlich und führt einem oftmals deutlich die eigene Unfähigkeit vor Augen. 🙂 Und trotzdem (oder gerade deshalb) macht es schnell süchtig.

In YOSHI’S FRUIT CART, muss man in 50 Räumen ein kleines, hungriges Yoshi-Kart jeweils zum Ausgang führen, indem man die Route die es fahren soll auf dem Touchscreen des Gamepads vorzeichnet und es dann losschickt. Dabei muss es alle im Raum verteilten Früchte in der richtigen Reihenfolge aufessen und gleichzeitig den verschiedenen Hindernissen ausweichen. Die Schwierigkeit dabei: die Früchte und Hindernisse sind nur auf dem TV zu sehen. Auf dem Gamepad, auf dem man die Route zeichnen muss, sieht man lediglich den Startpunkt und den Ausgang. Ebenfalls ein Spiel mit Suchtfaktor. 

Miiverse

Selbst als Einzelspieler und ohne online Multiplayer-Funktionalität hat man in Nintendo Land nie das Gefühl allein zu sein. Der eigene Park wird nämlich von zahllosen Miis anderer Spieler auf der ganzen Welt, die zur selben Zeit Nintendo Land spielen, bevölkert. Nähert man sich einem der Miis, sieht man den letzten Post des Spielers in einer Sprechblase. Oft liest man, wie Spieler sich über einen persönlichen Highscore freuen oder sich über ihr Scheitern ärgern. Das schafft ein bisher unbekanntes Zusammengehörigkeitsgefühl. Denn nicht selten kommt es vor, dass man schon mal an der gleichen Stelle gescheitert ist oder sich daran erinnert wie man seinen eigenen Highscore aufstellte. Man bekommt einfach schnell das Gefühl, sich in einer großen Gruppe von Gleichgesinnten zu befinden. 

Grafik

Nintendo in HD! Was will man mehr? Nein, ernsthaft: grafisch erhebt Nintendo Land nicht den Anspruch bahnbrechend zu sein, denn das war auch nicht das Ziel. Stattdessen punktet Nintendo mit liebevoller Gestaltung. So hat jedes Spiel ein eigenes grafisches Thema, welches gelungen umgesetzt wurde. Besonders gefallen hat mir die komplett aus Textilien gebaute Welt von ZELDA BATTLE QUEST. Der Vergnügungspark selber erstrahlt in bunten Farben und die Grafik wirkt einfach stimmig. Besonders schön: noch nie haben Miis so knuffig ausgesehen. 

Sound

Auch musikalisch steht die Stimmung im Vordergrund. Die einzelnen Spiele werden in gewohnter Qualität passend untermalt und einige der Melodien haben einen guten Wiedererkennungswert. 

Abschließende Worte

Hier und jetzt auf alle 12 Spiele von Nintendo Land einzugehen, würde den Rahmen sprengen, aber eines haben sie alle gemeinsam: sie sind einfach zu Spielen, machen unheimlich Spaß und verfügen über mehr Tiefgang als man zunächst erwartet.

Ist Nintendo Land nun das Wii Sports der neuen Konsole?

Diese Frage hat sich für mich von selbst beantwortet, als ich einen Tag nach dem Wii U Launch auf einer Geburtstagsparty zu Gast war und dort erstmals Nintendo Land in die Konsole gelegt wurde. Schnell begann das Staunen über den neuen Controller und die innovative Steuerung. Und nach dem die ersten „mutigen“ ein Spiel absolviert hatten, wollte plötzlich jeder mal. Bis ich die Party verlies, war Nintendo Land durchgehend am Laufen und bei allen Beteiligten sah ich lachende Gesichter und viel Begeisterung. Ganz wie bei Wii Sports vor 6 Jahren.

Wii Sports haben damals viele selbst Jahre nach dem Release der Wii immer noch gespielt, was zu einem großen Teil auch daran lag, dass in all den Jahren leider nur wenige Spiele ein besseres bewegungsgesteuertes Spielerlebnis baten. Ich bin nicht sicher, ob man in 5 Jahren immer noch zu dem Launchtitel zurückkehren wird, doch eines steht im Vergleich zu Wii Sports definitiv fest: Nintendo Land ist das bessere Spiel. 

Punktebewertung:

Gameplay: 8,5

Multiplayer: 9,5

Grafik: 8,0

Sound: 8,0

Gesamt: 8,5

Kurzbewertung: Das Spiel zeigt mit Bravour warum man eine Wii U haben sollte!

-innovative Spieleideen

– einfache, süchtig machende, Spiele

– großer Multiplayer-Spaß

– bietet auch viel für Einzelspieler

– zeigt was das Wii U Gamepad kann

– hoher Wiederspielwert

– tolle Miiverse Integration

– kein Online-Multiplayer

– keine Online-Leaderboards 

Eure Meinung dazu?

17 Minuten Gameplay zu Nintendoland erschienen

Nintendo veröffentlicht ein 17 Minuten langes Video zu Nintendoland. In diesem werden nicht nur einige der bekannten Spiele dargestellt, sondern auch wie deren Bedienungsform genau über die Bühne läuft (Wii Remote + Nunchuck oder Wii U Gamepad). Man bekommt auch Einblick auf den Splitscreen-Modus des mehrspielerlastigen Titels. [vsw id=“8FwJ9lsCg0I“ source=“youtube“ width=“600″ height=“340″ autoplay=“no“] Nintendos Tabletkonsole...