Von Portable zu Portable – Wo ist der Unterschied?

Eines der wahrscheinlich erfreulichsten Spiele-Ankündigungen für die PlayStation Vita war ohne jeden Zweifel Dungeon Hunter: Alliance. iOS-User und PlayStation 3-Gamer hatten bereits mehr oder weniger das Vergnügen in den Genuss der Software zu kommen. Als Release-Titel darf man sich aber sehr wohl über das einzige portable Rollenspiel freuen, welches sowohl im Single- als auch im Multiplayer gespielt werden kann. Ob diese Freude berechtigt ist oder ob es sich lediglich um eine schnell zusammengewürfelte Portierung handelt, lest ihr in unserem Bericht. 

Böses Erwachen des verliebten Herrschers

Was man für die Liebe nicht alles tut. Noch bevor der Herrscher von Gothicus seine treue und bezaubernde Begleitung zur Frau nehmen konnte, stirbt diese aufgrund einer unbekannten Krankheit. Getrieben von der Zuneigung zu seiner kürzlich verstorbenen Frau entschied sich der junge König dunkle Magien zu erforschen, um seine Herzensdame aus dem unendlichen Schlaf zu erwecken, unwissend, dass er dadurch auch das Land in die Dunkelheit riss. Er war so vertieft in seine Studien, dass er nicht merkte, wie seine, wegen dem Tod veränderte, Gemahlin durch den bösen Zauber wieder belebt wurde. Kurzer Hand tötet sie ihn heimtückisch und übernahm die Macht in seinem Reich, welches nun vollständig ihr gehörte. Jahrhunderte später weckt die Fee Celeste den junge König, der nicht weiß, dass seine Liebste ihn gemeuchelt hat, und dass sein Königreich dem Untergang geweiht ist. 

 

Die Story von Dungeon Hunter: Alliance ist keine tiefgründige, bietet mit zahlreichen Stunden Spielzeit jedoch zumindest eine langzeitige Unterhaltung für unterwegs. Die Quests, welche ihr von den Dorfbewohnern bekommt sind zwar passend in die Hauptstory eingefädelt, jedoch zu lasch erzählt als das wirklich Spannung entstehen würde. Oftmals wird man von gelangweilt herumstehenden Charakteren dazu beauftragt einen Ort aufzusuchen, um dort einen Gegner zu besiegen und anschließend die Belohnung beim Auftragsteller abzuholen. Dann wird wieder weiter Level für Level gekämpft, wobei es sich dabei auch großteils nur um stupides Buttonsmashing handelt. Wenn Gameloft schon versucht einen Diablo III-Klon zu erschaffen, dann sollte beim Erstellen des Spiels zumindest auch ein bisschen emotionaler Tiefgang in die Geschichte und Atmosphäre integriert werden. 

Gameplay

Bevor die Geschichte von Dungeon Hunter: Allianceüberhaupt seinen Lauf nimmt, hat man die Möglichkeit einen von drei Startcharakteren (Krieger, Magier und Schurke) zu wählen und diesem einen spezifischen Namen zu geben, den er das ganze Abenteuer über tragen wird. Das Spiel greift auf eine simple Spielmechanik zurück. Jeder Charakter besitzt zwei Waffen- und Fähigkeitensets, die auf Knopfdruck ausgetauscht werden können. Somit kann ein Schurke in einem Set mit einem Schwert und im anderen Set mit einem Bogen ausgerüstet werden, um schnell gegen unterschiedliche Arten von Gegner gewappnet zu sein. Die ausrüstbaren Waffen werden dabei mit dem X-Knopf angewendet, wogegen die Fähigkeiten mit den restlichen Aktionstasten getätigt werden. Im Laufe des Abenteuers findet man nicht nur durch das Öffnen von Truhen und an besiegten von Gegnern neue Items und Ausrüstungsgegenstände, sie können auch bei den örtlichen Händlern erworben werden. Prinzipiell genügt es aber meistens das reichlich existierende Geld und die in Massen erscheinenden Items einzusammeln, um anschließend beim nächsten Shop alles zu verkaufen, um dafür das beste Equipment und Heiltränke bei den gelegentlich herum stehenden Statuen zu kaufen. Im Grunde genommen bilden eintönige Buttonsmashing-lastige Kämpfe sowie das Kaufen von Heiltränken das Kernstück des Spiels, was eigentlich wirklich traurig ist, denn man könnte so viel mehr aus dem Titel herausholen. 

 

Damit die Kämpfe nicht zu eintönig werden, wird auch Verwendung vom Touchscreen der Vita gemacht. Mit dem hinteren steuert ihr die euch stets begleitende Fee und aktiviert deren spezifischen Zauber durch das Antippen des vorderen Screens. Da es im Getümmel allerdings viel zu schwer wäre die Zauber mit passender Fingerkoordination zu tätigen, lassen sich die unterstützenden Zauberwesen auch mit dem rechten Stick steuern (Es ist dennoch erfreulich, dass die Entwickler mit der Verwendung des hinteren Touchscreen experimentieren, wenn auch ohne wirklich großen Erfolg oder Sinn). Wird weder der Analogstick noch der hintere Bildschirm bedient (was sehr unwahrscheinlich ist, weil man den Konsolenrücken doch ziemlich oft mit den Fingern berührt) fliegt die Fee auf Befehle wartend neben dem Spieler her. Diese lassen sich mit der Zeit auch austauschen, sodass ihr ab der Hälfte der Geschichte ein beachtliches Portfolio an diversen Zaubersprüchen verfügt.Von Zeit zu Zeit kommt es auch mal vor, dass die Spielfigur paralysiert wird, sodass ihr die Vita nach vorn und hinten schütteln müsst, um der Betäubung zu entkommen. Angesichts der Tatsache, dass der Handheld eine recht glatte (und darüber hinaus aktuell noch sehr teure) Konsole ist, dürfte das vielleicht nicht die sinnvollste Hardwareausnutzung sein. Natürlich kann man das Schütteln auch unterlassen, muss dann aber auch in Kauf nehmen, dass man während der Paralyse des Spielers einen Großteil der Lebensleiste verliert. 

 

Etwas enttäuschend sind ewig lange Ladezeiten und einige im Spiel auftretende Slowdowns, sobald mehr als fünf Gegner auf dem Bildschirm zu sehen sind. Des Weiteren denkt man bei größeren Keilereien nicht immer daran die Fee mit dem rechten Stick in die korrekte Position zu stellen, sodass viele Zauber wegen Unachtsamkeit ganz woanders aktiviert werden. Es gibt zudem nichts unangenehmeres bei einem Rollenspiel, wenn das Spielsystem anfängt unfair zu werden und das ist bei Dungeon Hunter: Alliance nur oftmals der Fall. Man befindet sich in einem neuen Level mit vielen Gegnern, gewöhnt sich dementsprechend gerade erst einmal an den Schwierigkeitsgrad und muss sich ständig darüber ärgern, dass sich bereits geschwächte, durchschnittliche Gegner kurzer Hand umdrehen, weglaufen und nur Sekunden später wieder mit einer vollen Lebensleiste in den Kampf ziehen. 

Multiplayer

Damit man das Abenteuer nicht auf eigene Faust bestreiten muss, hat man in dem portablen Rollenspiel die Möglichkeit es sowohl über ad-hoc als auch online mit bis zu drei weiteren Spielern zu bestreiten. Abseits der langen Ladezeiten, vermehrten Lags beim Onlinespielen und der Tatsache, dass alle Spieler stets in der Nähe sein zu müssen, da man einen gemeinsamen Screen teilt, erweist sich der Mehrspielermodus als durchaus unterhaltsam.

Für zusätzliche Unterhaltung sorgt die „Grube der Herausforderungen“, welche durch das Erreichen von Level 25 im Storymodus freigeschaltet wird und sowohl alleine als auch mit mehreren Spielern bestritten werden kann. Dies dient allerdings lediglich zum Testen der eigenen Fähigkeiten, da dabei keine Erfahrungspunkte oder Items gewonnen und zum Arsenal des eigenen Spielcharakters hinzugefügt werden können. 

Grafik

Blickt man über die erste imposante Filmsequenz des Spiels hinweg, welche den Benutzer über die Story von Dungeon Hunter: Alliancein Kenntnis setzt, besitzt das Rollenspiel eine Grafik, dass dem OLED-Display der Vita überhaupt nicht gerecht wird. Um es besser auf den Punkt zu bringen, ist es eine grafische Frechheit. Die Gesichter der Charaktere sind verschwommen, die Ingame-Oberflächenstrukturen sind Copy-/Paste-Arbeiten und das abwechslungsarme Portfolio der Figuren-Bewegungsanimationen ist ebenfalls ein Zeichen, dass Gameloft der PlayStation Vita lediglich eine müde Portierung der iOS-Version spendiert hat. Trotz allem sorgt das geringe Maß an Abwechslung im Leveldesign, die durchaus schöne Ingame-Grafik und die große Vielfalt bei den Gegnertypen doch noch für ein wenig Freude beim Spielen. Wem der Sichtbereich auf dem Spielfeld zu klein ist, der kann durch das Bedienen des Touchscreens hinein- und hinauszoomen.Lustig ist auch die Tatsache, dass das Schießen von Screenshots während dem Spielen deaktiviert wurde (was eigentlich eine Grundfunktion der PlayStation Vita-Software ist), sodass man – im Gegensatz zu vielen anderen Spielen auf der Konsole – keine direkten Bilder von Filmsequenzen und Ingame-Inhalten machen kann. 

Sound

Das gesamte Spiel wurde mit passenden Melodien versehen und passt sich den individuellen Situationen an. Einzig und alleine die Tatsache, dass so gut wie überhaupt keine Sprachausgabe vorhanden ist und nur die Gegner hin und wieder ein „Tötet ihn, er hat Gold!“ oder ähnliche Ausrufe von sich geben, ist ein wenig enttäuschend. 

Abschließende Worte

Sowohl grafisch als auch von den Storyinhalten her ist Dungeon Hunter: Alliance lediglich minderbegeisternd und das monotone, technisch keineswegs überragende Gameplay machen den Launch-Titel zu einem unterdurchschnittlichen Rollenspiel für die portable Konsole. Grafisch reizt das Spiel die Vita kein bisschen aus und weist bei zu vielen Gegnern sogar eine Vielzahl von Slowdowns auf, welche online zu dem ein oder anderem Frustmoment sorgen kann. Lediglich der Offline-Multiplayer dürfte für eine längere Dauer für Unterhaltung sorgen, wobei der Spielspaß durch den gemeinsam geteilten Screen deutlich gehemmt wird. Was auf dem iPhone, dem iPod Touch (5,49€) und der PlayStation 3 (15€, mit Move-Unterstützung) für kurzweilige und schnelle Unterhaltung sorgt, bietet dieses Spiel auf der PlayStation Vita (35€) einfach viel zu wenig, um seinem hohen Preis gerecht zu werden. 

Punktebewertung:

Gameplay: 6,0

Grafik: 5,0

Sound: 5,0

Gesamt: 5,0

Kurzbewertung: Ein Action-Abenteuer mit eher kurzweiliger Unterhaltung.

– Die erste Filmsequenz sieht gut aus…

– Ingame-Grafik gerade noch akzeptabel

– Solide Story

– Im Multiplayer höherer Unterhaltungsfaktor

– … die restlichen sind ein grafischer Witz

– Buttonsmashing vom Feinsten

– Lange Ladezeiten

– Zahlreiche Slowdowns

– Konsolenschütteln gehören zum Gameplay

– Kaum Sprachausgabe

– Stellenweise unfaires Gameplay

– PS3- und iOS-Version wesentlich billiger!

Eure Meinung dazu?